Louis-Alexandre Berthier

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Louis Alexandre Berthier, Fürst und Herzog von Neuchâtel und Valengin, Fürst von Wagram, (* 20. November 1753 in Versailles, † 1. Juni 1815 in Bamberg unter mysteriösen Umständen, Marschall von Frankreich

Er wurde von seinem Vater, dem Chef des Topographenkorps unter Ludwig XVI., zum Soldaten erzogen. Vom königlichen topographischen Büro ging er in den aktiven Dienst über, zuerst als Leutnant in den Generalstab und anschließend als Hauptmann der Dragoner. Während des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges diente er unter Lafayette. 1789 ernannte ihn Ludwig XVI. zum Generalmajor der Nationalgarde von Versailles, und am 5. und 6. Oktober 1789 sowie auch am 19. Februar 1791 leistete er der königlichen Familie gute Dienste. Er erkannte jedoch, daß die Revolution militärischen Talenten große Möglichkeiten bot, und so finden wir ihn abwechselnd als Chef des Generalstabs unter Lafayette, Luckner und Custine. Während der Schreckensherrschaft vermied er es, Verdacht zu erregen, indem er Eifer im Krieg der Vendée an den Tag legte. Sein persönlicher Mut bei der Verteidigung von Saumur am 12. Juni 1793 sicherte ihm eine ehrenvolle Erwähnung in den Berichten der Kommissare des Konvents. Nach dem 9. Thermidor wurde er zum Chef des Generalstabs Kellermanns ernannt und trug, indem er auf die Besetzung der Linie bei Borghetto durch die französische Armee bestand, dazu bei, daß der Vormarsch des Gegners zum Stillstand kam. So war sein Ruf als Chef des Generalstabs schon begründet, bevor Bonaparte ihn für diesen Posten auserwählte. Er bewährte sich auch als guter Divisionsgeneral in den Schlachten bei Mondovi (22. April 1796), Lodi (10. Mai 1796), Codogno (9. Mai 1796) und Rivoli (14. Januar 1797) während der Kampagne von 1796 bis 1797.

Er war das Urbild eines Stabsoffiziers für einen General, der sich alle höheren Stabsfunktionen vorbehält. 1798 stellte Bonaparte ihn an die Spitze der Armee, die Rom besetzen, dort die Republik ausrufen und den Papst gefangennehmen sollte.

Nach seiner Rückkehr aus Ägypten unterstützte er in den Tagen des 18. und 19. Brumaire die Intrigen Bonapartes und wurde zum Kriegsminister ernannt; diesen Posten bekleidete er bis zum 2. April 1800. Während des zweiten Feldzugs in Italien war er wiederum Chef des Generalstabs und trug in bestimmtem Maße dazu bei, daß Napoleon in eine schwierige Lage in Der Schlacht bei Marengo geriet, weil er falschen Berichten über die Route und Position der österreichischen Armee Glauben geschenkt hatte. Als er nach dem Sieg einen Waffenstillstand mit General Mélas abgeschlossen hatte, wurde er mit verschiedenen diplomatischen Aufträgen betraut und kehrte anschließend wieder ins Kriegsministerium zurück, das er bis zur Proklamierung des Kaiserreichs leitete. Von nun an stellte er sich völlig in den Dienst der Person des Kaisers, den er als Chef des Generalstabs im Range eines Generalmajors der Großen Armee auf allen seinen Feldzügen begleitete. Napoleon überschüttete ihn mit Titeln, Würden, Nebeneinkünften, Pensionen und Schenkungen. Am 19. Mai 1804 wurde er zum Marschall von Frankreich

Aus dem preußischen Feldzug 1806 kam er mit der Würde eines souveränen Fürsten von Neuchâtel und Valengin nach Hause. Im Jahre 1808 wurde ihm befohlen, die Prinzessin Marie Elisabeth von Bayern-Birkenfeld zu heiraten, die Nichte des Königs Maximilian I. Joseph von Bayern. Im Jahre 1809 stellte ihn Napoleon als Oberbefehlshaber an die Spitze der Großen Armee, die von Bayern aus gegen Österreich operieren sollte. Am 6. April erklärte Berthier den Krieg, aber bereits am 15. April hatte er es fertiggebracht, den ganzen Feldzug zu gefährden. Er teilte die Armee in 3 Teile. Davout setzte er mit der Hälfte der französischen Streitkräfte bei Regensburg, Masséna mit der anderen Hälfte bei Augsburg und zwischen beide die Bayern bei Abensberg ein, so daß Erzherzog Karl bei schnellem Vormarsch alle drei Korps hätte einzeln besiegen können. Die Langsamkeit der Österreicher und die Ankunft Napoleons retteten die französische Armee. Unter den Augen seines Gebieters jedoch und auf Posten, die seinen Fähigkeiten mehr entsprachen, leistete er in dem gleichen Feldzug ausgezeichnete Dienste, und zu seiner langen Liste von Titeln kam noch der des Fürsten von Wagram hinzu.

Während des Feldzuges in Rußland versagte er auch als Chef des Generalstabs. Nach dem Brand von Moskau erwies er sich sogar als unfähig, die Befehle seines Gebieters richtig zu erläutern. Aber er blieb weiterhin Chef des Generalstabs unter Napoleon.

Nachdem der Senat die Absetzung Napoleons proklamiert hatte, schlich sich Berthier unter Vorspiegelung falscher Tatsachen, von seinem Gönner hinweg und sandte noch vor Napoleons Abdankung dem Senat und der provisorischen Regierung eine Treueerklärung; dann ging er an der Spitze der Marschälle des Kaiserreichs nach Compiègne, um dort Ludwig XVIII. äußerst unterwürfig zu begrüßen. Am 4. Juni 1814 ernannte ihn Ludwig XVIII. zum Pair von Frankreich und zum Hauptmann einer Kompanie der neugeschaffenen Königlichen Garde. Sein Fürstentum Neuchâtel trat er an den König von Preußen gegen eine Pension von 34.000 Florins ab. Nach Napoleons Rückkehr von Elba folgte er Ludwig XVIII. nach Gent. Als er jedoch wegen der Geheimhaltung eines von Napoleon erhaltenen Briefes beim König in Ungnade fiel, zog er sich nach Bamberg zurück, wo er am 1. Juni 1815 Gerüchten zufolge von sechs maskierten Männern getötet wurde, die ihn aus einem Fenster des Palastes warfen.