Haus Doorn

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Haus Doorn, Ostseite

Haus Doorn, niederländisch Huis Doorn, ist ein kleines Schloss in Doorn, einem Ort in der niederländischen Gemeinde Utrechtse Heuvelrug. Es war ab 1920 das Exil des ehemaligen deutschen Kaisers Wilhelm II. Wilhelm starb am 4. Juni 1941 in Doorn und wurde in einem Mausoleum im Park beigesetzt. Heute ist Haus Doorn ein Museum.

Geschichte

Haus Doorn (2015)
Wilhelm II. und Hermine im Haus Doorn (1933)
Mausoleum mit den sterblichen Überresten von Wilhelm II. Zutritt nur für Familienmitglieder und deren Gäste

Haus Doorn wird erstmals 1289 erwähnt.[1] Seit dieser Zeit bis 1633 diente es als Wohnsitz der Pröpste des Utrechter Doms. Die ursprüngliche kleine Wasserburg war eine rechteckige Kastellburg von 27 × 37 m, bestehend aus einer Ringmauer mit runden Wehrtürmen an drei Seiten, von denen der südwestliche auf der Gartenseite erhalten blieb, mit einem rechteckigen Wohnturm auf der Nordostecke. Vor 1350 wurde das Tor in einen Torturm umgewandelt und ein rechteckiger Baukörper hinzugefügt. Nach dem Verkauf an Reinier von Goltstein 1633 ließ dieser die verfallene Burg restaurieren.

Im 18. Jahrhundert erhielt das Haus seine heutige, schlossartige Form. Das dreiflüglige Haus zählt fünf auf sechs Fensterachsen und hat einen kleinen Ehrenhof. Das gesamte, von einem rechteckigen Graben umflossene Gebäude ist aus Backstein errichtet. So zeigt sich auch die Hofseite, während die Gartenfassade weiß geschlämmt ist. Die Grundausstattung der Inneneinrichtung stammt aus dem 19. Jahrhundert.

Als Reichskanzler Max von Baden am 9. November 1918 eigenmächtig die Abdankung des Kaisers verkündete, befand sich Wilhelm II. im belgischen Spa im Hotel Britannique, dem Sitz des Großen Hauptquartiers. Wilhelm nahm seine Absetzung hin und ging am 10. November über die Grenze in die neutralen Niederlande. Zunächst wohnte er als Gast des Grafen Godard Bentinck auf Schloss Amerongen, von wo aus er am 28. November abdankte. Im Jahr 1919 erwarb Wilhelm im benachbarten Doorn das Schlösschen von der Baronesse Heemstra de Beaufort und ließ es bis 1920 für sich und seine Familie herrichten.

Im Rahmen der Fürstenabfindung verlor das Haus Hohenzollern zwar fast alle seiner 70 Schlösser in Deutschland, aber Wilhelm konnte den wichtigsten persönlichen Familienbesitz nach Doorn kommen lassen; insgesamt 59 Güterwaggons mit Möbeln, Kunstwerken und Erinnerungen sollen es gewesen sein. In nur einem guten Dutzend Räume befinden sich bis heute Kunstwerke vor allem aus dem 18. Jahrhundert bis ins 19. Jahrhundert. Moderne Kunst lehnte Wilhelm ab.

Am Haus Doorn ließ Wilhelm ein neo-mittelalterliches Torgebäude hinzufügen und einen Rosengarten anlegen. Das Haus ist umgeben vom 35 Hektar großen Schlosspark, der in den benachbarten Forst übergeht. Die umfangreichen Gartenanlagen waren für das Kaiserpaar der ausschlaggebende Grund für den Kauf von Doorn. Wilhelms liebster sportlicher Zeitvertreib in Doorn war das Holzsägen und -hacken. Das Holz wurde zur Weihnachtszeit an die ärmere Bevölkerung von Doorn verteilt.[2]

Im Exil in Doorn verbrachte der abgedankte Kaiser die restlichen 21 Jahre seines Lebens. Da Wilhelm weder in ausländischer Erde begraben noch jemals in ein republikanisches Deutschland zurückkehren wollte, wurde ein Mausoleum für ihn im Park errichtet.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zog der niederländische Staat Haus Doorn als deutschen Feindbesitz ein. Im Jahr 1953 übertrug er Gebäude und Inventar der niederländischen „Stiftung zur Verwaltung von Haus Doorn“. Die Stiftung soll Museum und Park „im historischen Kontext des kaiserlichen Exils“ erhalten. Einzig allein das Mausoleum ist bis zum heutigen Tage im Besitz des Hauses Hohenzollern, welches auch die Pflege und Zutrittserlaubnisse regelt.

Museum

Haus Doorn und der Park sind für Besucher zugänglich; für das Museum (im eigentlichen Haus Doorn) bezahlt man Eintritt. Man betritt den Park über ein Portalgebäude. Haus Doorn selbst beinhaltet Kunstwerke und Gebrauchsgegenstände Wilhelms und berichtet dabei von den herrschaftlichen Bewohnern.

Haus Doorn zeigt einen Hofstaat im kleinen, mit getrennten Flügeln für den Fürsten und seine Gemahlin, mit Speisesaal, Audienzzimmer, Büro des Adjutanten und großer Küche, mit Schlosspark und Mausoleum. Der Zustand des Hauses entspricht weitestgehend jenem, den es beim Tod Wilhelms 1941 hatte. Man erfährt, wie der frühere Kaiser und seine erste und zweite Frau dort lebten. Zu sehen sind unter anderem das Gemälde der Krönung des Kurfürsten Friedrichs III. von Brandenburg zum ersten König in Preußen, Gemälde der Freunde Friedrichs des Großen aus Sanssouci, die Schnupftabaksdosensammlung desselben, Briefe von Queen Victoria, Aquarelle von norwegischen Fjorden und weitere Erinnerungen an die Kaiserzeit.

Literatur

  • Huis Doorn (Hrsg.): Kaiserliche Exilresidenz - Huis Doorn. Doorn 2014, ISBN 978-9082183115.
  • Jörg Michael Henneberg: Der Tod Kaiser Wilhelms II. am 4. Juni 1941 in Huis Doorn. (= Wilhelminische Studien. Band 7). Gesellschaft für wilhelminische Studien, Wilhelmshaven 2008, DNB 99185442X.
  • Sigurd von Ilsemann: Der Kaiser in Holland. Aufzeichnungen aus den Jahren 1918 - 1941. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1951, ISBN 3-423-00791-5.
  • Ben Olde Meierink: Burgen von Pröpsten und Kanonikern in den Niederlanden. In: Burgen und Schlösser, Zeitschrift für Burgenforschung und Denkmalpflege, 1/2014, S. 28 ff.
  • Friedhild den Toom: Wilhelm II. in Doorn. 3. überarbeiteter Auflage. Doorn 2013, ISBN 90-90157484.
Commons: Haus Doorn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. S. Muller Fzn./K. Heringa/F. Ketner, Oorkondenboek van het Sticht Utrecht tot 1301, IV, 1, Utrecht 1954, Nr. 2389
  2. Holz-Verteilung

Koordinaten: 52° 1′ 53,2″ N, 5° 20′ 19″ O