Host (Datenbankanbieter)

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In der Informationswirtschaft werden Anbieter von kostenpflichtigen Fachdatenbanken und Fachinformationen im Internet als Host, synonym auch als Datenbankanbieter, Datenbankvertreiber, Vendor, Distributor oder Online Service bezeichnet.

Hosts sind sogenannte Content Aggregatoren, die Datenbanken unterschiedlicher Informationsproduzenten innnerhalb einer Oberfläche bündeln (Vertrieb von Fremdprodukten). Content Aggregatoren können auch in Märkten mit nicht digitalen Gütern auftauchen (z.B. Shopping Mails). Viele Datenbankproduzenten (Datenbankhersteller) stellen ihre Datenbanken als Selbstvermarkter ins Internet (selbstproduzierte Produkte). Die Hauptaufgabe eines Host ist die informationstechnische Aufbereitung und Akquisition von Datenbanken, d.h. das Einlesen der Daten in Hostrechner (E-Text), die Verwaltung der Datenbestände, die Bereitstellung, die Vermarktung und der Vertrieb der Datenbanken. Die Datenbanken werden meist auch auf CD ROM, Magnetband o.ä. angeboten. Das Gale Directory of Databases verzeichnet für 2001/2002 7031 Online-Datenbanken, 4981 Datenbanken auf CD ROM, 1600 Anbieter von Online-Datenbanken sowie 2344 Produzenten von Online-Datenbanken. Wenige Hosts sind multidiziplinär, die Großzahl ist fachorientiert (Pressedatenbanken, Fachzeitschriften, Recht, Wirtschaftsinformationen,Technik, Medizin, Pharmazie, Patente) oder auf ein Fachgebiet spezialisiert (Molekularbiologie). Hosts können sowohl Firmen als auch öffentliche Institutionen (Fachinformationszentrum) sein. Viele Hosts bieten zusätzliche Leistungen an, wie eine Hilfestellungen bei Intranetlösungen, einen Recherche-Service, eine digitale Archivierungen, die Bereitstellung von Quellen oder Dokumentlieferungen. Man findet in diesen Informations-Supermärkten fast alles was zu bestimmten Themen veröffentlicht wurde.

Deep Web

Die Datensätze von Datenbanken und Hosts können meist nicht über Suchmaschinen abgerufen werden, Hosts werden daher dem sogennanten Deep Web zugerechnet. Die Datenmenge des Deep Web ist nach Bergmann (2000) ca 400-550 mal größer als die des Oberflächenweb. Informationen aus dem Deep Web sind zudem spezieller, inhaltlich tiefer und qualitativ 1000 bis 2000 mal höherwertig als Inhalte des Oberflächenweb. Nach der Klassifikation des Deep Web von Shermann & Price (2001) gehören Hosts zur Kategorie Truly Invisible Web. Diese Kategorie beinhaltet Webseiten die aus technischen Gründen nicht indexiert werden können. Neben den relationalen Datenbanken von Hosts gehören zu dieser Rubrik dynamische Webseiten und Webseiten in Datenformaten die von Webcrawlern zur Zeit noch nicht verarbeiten können (z.B.Flash, Bildinhalte). Allein der Informationsanbieter Lexis Nexis zieht nach Anzahl der Datensätze mit dem Suchmaschinenprimus Google gleich. Das Deep Web ist die am schnellsten wachsende Kategorie von neuen Informationen im Web.

Recherche

Die Kenntnis relevanter Hosts, ihrer Angebote und ihrer Besonderheiten, gehört zu den Vorraussetzungen für eine effektive Internetrecherche. Die Auswahl eines Host richtet sich nach inhaltlichen Kriterien, Zugriffsmöglichkeiten und Kosten. Inhaltliche Kriterien sind Relevanz der Fachdatenbank, die Art der Datenbank, Nutzerhilfen und allgemeine Leistungen des Hosts. Die Zugriffsmöglichkeiten unterscheiden sich nach Online oder Offline (CD-ROM) Version, Art der Suchmöglichkeiten (Retrieval-Sprache), spezielle Kommunikationsprogramme oder Client-Software (Retrieval-Tools) und Suchmöglichkeit über das WWW mit einer hosteigenen Suchoberfläche. Bei einigen Datenbanken erstellen sogenannte Teaser zu jedem in eine Suchmaschine eingegebenen Suchbegriff (aus einem Volltextindex heraus) automatisch eine gleichnamige HTML-Datei (Doorway-Page, Brückenseite). Nach dem Anklicken dieser Datei in der Trefferliste der Suchmaschine erscheint ein Link zur Kasse und dann erst die eigentliche Information. Die Kosten richten sich nach der Höhe der Grundgebühren und Mindestnutzung, den Kosten der Datenbanken selbst und den Kosten der Nachweise.

Informationen aus Datenbanken

Vorteile:

  • Da von Experten erstellt, ist die Qualität der Informationen sehr hoch
  • Relevanz, Brauchbarkeit und Zweckorientiertheit
  • Validität und Authentizität (evtl. durch Digitale Signaturen gesichert)
  • Quellenagaben im Dokument
  • Inhalte sind aktuell und schnell abrufbar
  • Informationen sind werbefrei, weitgehend vollständig, inhaltlich neutral
  • Bibliographische Hinweise (Literaturverzeichnis, Metainformationen)
  • Dokumente werden nicht verändert und aktualisiert (Integrität), neue werden zusätzlich gesammelt
  • Volltexte (z.B. Presseartikel)
  • Fakten (Statistiken)
  • Suche im Volltext möglich
  • Einheitliche Suchoberfläche für Daten verschiedener Informationslieferanten innerhalb eines Hosts
  • Dokumente können über einen Dokumentenlieferdienst postalisch zugesand werden

Nachteile:

  • Kostenpflichtig
  • Keine offene und einheitliche Abfragesprache verschiedener Hosts (proprietäre Retrievalsprachen)
  • Kein gemeinsamer Dokumentenstandard
  • Einarbeitungszeit
  • Eine geeignete Datenbank muss oft erst gesucht werden
  • Geringer Bekanntheits- und Nutzergrad
  • Dokumente dürfen nicht weitergeben werden

Wichtige Hosts

Dialog, Datastar, STN, Lexis-Nexis, Genios, GBI, FIZ Technik, DIMDI, Questel Orbit

  • Dialog (A Thomson Company)
    • Weltmarktführer der Datenbankanbieter
    • mehr als 900 Datenbanken online
    • Firmen-, Produkt-, Finanzininformation; Naturwissenschaft, Technik, Medizin, Umwelt; Politik, Recht, Nachrichten, Patente
    • DialogSelect Websuche mit einer Auswahl von Datenbanken
  • Datastar
    • gehört zu Dialog
    • mehr als 350 Datenbanken
    • Finanzen, Recht, Wirtschaft; Pharmazie, Medizin, Gesundheitswesen, Umwelt; Chemie, Biotechnologie; Patente, Marken, Europäische Zeitungen (Volltext)
    • DataStar Websuche
  • STN, The Scientific & Technical Information Network
  • Lexis-Nexis.de
    • Laut eigenen Angaben Die größte Volltextbibliothek der Welt
    • mehr als 36.000 "Quellen"
    • Presseinformationen (Volltext); Wirtschaft, Finanzen, Firmeninformationen; Recht; Patente
  • Genios, German Economic Network Information Online Service
    • Verlagsgruppe Handelsblatt
    • mehr als 900 Datenbanken
    • Wirtschaftsdatenbanken, Fachzeitschriften (Volltext)
    • Websearch
  • GBI the Contentmachine
    • Die e-Bibliothek der deutschen Wirtschaft, Gesellschaft für Betriebswirtschaftliche Information
    • mehr als 450 Datenbanken
    • Betriebswirtschaftliche Informationen; Zeitungen und Zeitschriften (Volltext); Firmeninformationen, Informationswirtschaft
    • Websuche, Recherche und Trefferlisten-Anzeige kostenfrei, erst die Anzeige des Dokuments ist kostenpflichtig
  • Fachinformationszentrum Technik (FIZ-Technik)
    • 24 Millionen Fachartikel aus 1200 internationalen technisch-wissenschaftlichen Publikationen
    • mehr als 120 Datenbanken
    • Technik: Elektrotechnik, Elektronik, Maschinen- und Anlagenbau, Bau, Informationstechnik, Werkstoffe; Physik; Patente; Standards; Betriebsführung
    • FIZ Technik Web Websuche
  • DIMDI, Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information
    • Behörde des Bundesministeriums für Gesundheit und Soziale Sicherung
    • etwa 70 Datenbanken, davon ein Drittel kostenfrei
    • Medizin, Gesundheitswesen; Biowissenschaften, Biotechnologie; Pharmakologie; Agrar, Ernährung; Psychologie, Sozialwissenschaften
    • Datenbankrecherche
  • Questel Orbit
    • Tochtergesellschaft der France Telecom Multimedia
    • etwa 120 Datenbanken
    • Patente; Markenzeichen; Naturwissenschaft; Wirtschaft
    • QWEB Websuche

Siehe auch

Information Retrieval, Recherche, Volltextrecherche, INETBIB, PubMed, Molekularbiologische Datenbanken, Medizinische Datenbank

Literatur

  • Poetzsch, Eleonore: Information Retrival, Verl. für Berlin-Brandenburg, Potsdam 2002, ISBN 3-935035-40-3
  • Information World Review, Oxford : Learned Information Europe, ISSN 0950-9879, www.iwr.co.uk
  • Password, Newsletter zur Informationswirtschaft, Password Red.-Büro Bredemeier, Hattingen, ISSN 0930-3693, www.password-online.de