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Erster Weltkrieg

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Der Erste Weltkrieg wütete von 1914 bis 1918 in Europa, dem Nahen Osten, Afrika und Ostasien und forderte über 9 Millionen Tote. Er wurde zwischen den Mittelmächten Deutschland und Österreich-Ungarn auf der einen Seite und den Entente-Mächten oder Alliierten Frankreich, Großbritannien und Russland auf der anderen Seite ausgetragen. Im Verlauf des Krieges wurden die Mittelmächte durch das Osmanische Reich und Bulgarien verstärkt, während auf alliierter Seite Staaten wie Italien, Portugal, Rumänien und die USA in den Krieg eintraten. Im Ersten Weltkrieg entluden sich die machtpolitischen Gegensätze der europäischen Großmächte, die zu einer enormen Aufrüstung geführt hatten. Zum Ende des Krieges befanden sich 25 Staaten und deren Kolonien mit insgesamt 1,35 Milliarden Einwohnern, also etwa drei Viertel der damaligen Erdbevölkerung, im Kriegszustand. (vgl. auch Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts)

Der Ausbruch des Krieges war das Resultat der in Europa weit verbreiteten Ansicht, ein militärischer Konflikt sei nicht vermeidbar oder gar wünschenswert. Der Verlauf des Ersten Weltkrieges machte die Unfähigkeit der europäischen Führungsschichten deutlich, militärische Neuerungen und soziale Spannungen zu erkennen oder zu akzeptieren. (vergleiche auch Kriegsschulddebatte)

Der Erste Weltkrieg war der erste Krieg, der mit einem massiven Maschineneinsatz (Panzer, Flugzeuge) und mit Massenvernichtungswaffen (Giftgas) geführt wurde. Die Fronten bewegten sich dennoch kaum; im endlosen Stellungskrieg rieben sich die Truppen gegenseitig auf. Insbesondere auf den Feldern von Verdun und in Flandern fielen auf beiden Seiten Millionen von Soldaten, ohne dass sich an der militärischen Lage etwas geändert hätte. Auch deswegen stellt sich der Erste Weltkrieg als ein Krieg dar, der an Grauen alles bis dahin Gekannte übertraf.

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Britische Soldaten in einem Schützengraben des 1. Weltkriegs

Politische Ausgangssituation

Mittel- und Osteuropa

An der Schwelle des 20. Jahrhunderts gab es in Mitteleuropa und Osteuropa wesentlich weniger Staaten als heute. Das Deutsche Reich, Österreich-Ungarn und Russland teilten sich das Gebiet im Wesentlichen untereinander auf. Im Südosten Europas lag das ebenfalls Großmachtspolitik treibende Osmanische Reich. Kleinere Staaten gab es nur auf dem Balkan, der in den Jahrzehnten zuvor wegen der Unabhängigkeitsbestrebungen der dortigen Völker und dem Aneinandergrenzen der expansiven europäischen Mächte und des osmanischen Reiches in dieser Region ein ständiger Unruheherd gewesen war. In Deutschland, Russland und Österreich-Ungarn, die sämtlich monarchisch regiert wurden und nur machtlose Parlamente hatten, gab es zahlreiche nationale Minderheiten, die zumeist nach Unabhängigkeit strebten. Im 19. Jahrhundert waren unter anderem in Ungarn und Polen entsprechende Aufstände unterdrückt worden. Besonders im Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn brodelte es erheblich. Zudem stand es im scharfen Gegensatz zum russischen Zarenreich, das sich als Sprecher der slawischen Völker unter Wiener Herrschaft sah und als Schutzmacht des unabhängigen Königreichs Serbien auftrat. Ideologisch wurde das mit einem Panslawismus begründet, wie andererseits nationalistische Kreise in Deutschland aggressiv deutschsprachige Bevölkerungsgruppen unterstützten und versuchten, diese gegen die anderen Bevölkerungsteile in Stellung zu bringen (eine Politik, die der mit Berlin verbündeten Wiener Regierung nicht immer behagte.)

Westeuropa

Die westeuropäischen Staaten einschließlich des Deutschen Reichs hatten weite Teile der Welt unter sich in Kolonien aufgeteilt (siehe Kolonialismus). Großbritannien, das über besonders viele Kolonien in Afrika und Asien verfügte, war die führende Seemacht, die allerdings seit Beginn des Jahrhunderts durch ein aggressives deutsches Flottenbauprogramm herausgefordert wurde. Letzteres halten viele Historiker für einen wesentlichen Beitrag zum Anwachsen der Spannungen im Jahrzehnt vor dem Ausbruch des Krieges.

Blockstrukturen

In Europa hatten sich zwei Blöcke herausgebildet. Auf der einen Seite die mit dem Osmanischen Reich verbündeteten Mittelmächte Deutschland und Österreich-Ungarn (die auch mit Italien verbündet waren, das sich aber aus dem Krieg zunächst heraushalten sollte). Auf der anderen Seite standen vor allem Frankreich, Großbritannien und Russland. Letzteres hatte im 19. Jahrhundert zu den engen Verbündeten Preußens gehört und diesem den Rücken frei gehalten, als es mit drei Kriegen 1864, 1866 und 1871 die deutsche Einigung unter seiner Führung erzwang. Da Berlin allerdings auf ein Bündnis mit Österreich-Ungarn setzte, kühlten sich die Beziehungen seit der Balkankonferenz 1878 rasch ab. Die französischen Eliten sannen nach ihrer Niederlage im Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871, nach dem das gerade gegründete Deutsche Reich das Elsass und Lothringen annektiert und Paris hohe Reparationen auferlegt hatte, auf Rache. Aufgrund der Spannungen mit Deutschland, die unter anderem aus dessen Flottenbau und seiner sogenannten "Kanonenbootpolitik" vor Marokko herrührten, bildete sich die "Entente cordiale" (Herzliche Allianz). Dieser schloss sich Russland in der Folge ebenfalls an.

Militärische Ausgangslage

Die Entente war bei Beginn des Krieges in einer besseren Ausgangslage. Sie verfügte über mehr Soldaten (auch aus ihren Kolonien) und mehr Reserven an Kriegsmaterial und Rohstoffen, was sie jedoch in den ersten Kriegsmonaten, mangels ungenügender Vorbereitung, nicht zur Geltung bringen konnten. Auch an Waffentypen, insbesondere schwerer Artillerie, mangelte es den Alliierten.

Dagegen waren insbesondere die Deutschen wesentlich besser auf einen Krieg eingestellt. Ihre Armee war besser organisiert, Bewaffnung und Kampfmoral waren teilweise stärker als bei der Entente. Auch der Transport der Truppen konnte durch das qualitativ und quantitativ sehr gute Eisenbahnnetz sehr schnell erfolgen.

Dennoch war keine der beiden Seiten auf einen langen Krieg eingestellt, beispielsweise war Winterbekleidung für die Soldaten überhaupt nicht vorgesehen. Die Führungen hofften, den Krieg noch im Jahr 1914 erfolgreich beenden zu können.

Kriegsziele

Österreich-Ungarn kämpfte um seine Interessen auf dem Balkan und um seine Existenz schlechthin, die an den Flanken insbesondere durch Russland bedroht war. Durch den Krieg traten Differenzen zwischen den österreichisch-ungarischen Volksgruppen zeitweilig in den Hintergrund. Österreich-Ungarn strebte nicht nur die Eingliederung Serbiens, sondern auch Montenegros und Rumäniens an. Entgegen den nationalistischen Tendenzen der damaligen Zeit hielt Österreich-Ungarn an der universalen Idee vom Kaisertum und somit am Vielvölkerstaat fest.

Für das Deutsche Reich hatte dessen Kanzler Bethmann Hollweg am 9. September 1914 in seinem "Septemberprogramm" die Kriegsziele festgelegt. Deutschland wollte seine seit der Reichseinigung stark gewachsene Machtstellung sichern und seine Ansprüche auf eine Weltpolitik geltend machen. Kriegsziele waren im einzelnen:

  1. militärisch-politische und wirtschaftliche Kontrolle Belgiens durch Annexion von Lüttich-Antwerpen, der flandrischen Küste und dem Erzbecken von Briey.
  2. Eine wirtschaftliche Einheit Mitteleuropas unter Einschluss von Pufferstaaten (beispielsweise Polen) und wirtschaftspolitische Einflusssphären (z.B Rumänien)
  3. Vergrößerung der Kolonialbesitzes
  4. Beseitigung der englischen Vorherrschaft durch Aufstände von Marokko bis Indien.
  5. Sonderfrieden mit Russland.

Frankreich wollte Revanche für die von den Franzosen als schmerzhaft empfundene Niederlage von 1871 nehmen und Elsass-Lothringen zurückerobern. Frankreich wollte darüber hinaus die durch den Deutsch-Französischen Krieg eingeleitete Vormachtstellung des Deutschen Reiches auf dem europäischen Festland beseitigen, welche die französische Nation zuvor seit dem 17. Jahrhundert innegehabt hatte. In einem französisch-russischen Geheimabkommen von 1917 wurden die territorialen Kriegsziele Frankreichs erweitert. In dem Abkommen wurde den Franzosen nicht nur die Wiedereinverleibung von Elsass-Lothringen, sondern auch die Annexion des Saargebiets zugestanden. Zudem sollte aus den linksrheinischen Gebieten des Deutschen Reichs ein neutraler Staat als Pufferzone gebildet werden.

Russland konzentrierte seine internationalen Interessen nach dem verlorenen Krieg gegen Japan auf den Balkan, als dessen natürliche Schutzmacht es sich sah. Dabei kam es unweigerlich zu starken Spannungen mit Österreich-Ungarn. Das Selbstverständnis Russlands als Erbe der byzantinisch-orthodoxen Kultur und die traditionelle Feindschaft gegen das Osmanische Reich kamen in den russischen Kriegszielen ebenfalls zum Ausdruck. Nach dem osmanischen Kriegseintritt erhoffte man sich auf russischer Seite den Gewinn Konstantinopels und der Meerengen zwischen der Ägäis und dem Schwarzen Meer.

Großbritannien wollte sich der wachsenden Wirtschaftskraft Deutschlands entledigen und die starke deutsche Flotte ausschalten, da es seine Machtstellung durch das seit der Reichseinigung aufstrebende Deutschland bedroht sah. Die Briten waren unter anderem an der Annexion der deutschen Kolonien interessiert.

Auch Italien betrieb seit der nationalen Einigung, die 1870 abgeschlossen worden war, eine expansionistische Politik, die unter anderem auf italienisch besiedelte Gebiete unter österreichisch-ungarischer Herrschaft zielte. Auch die Unterzeichnung des Dreibund-Vertrags mit Österreich-Ungarn und dem Deutschen Reich im Jahre 1882 konnte die daraus resultierenden Spannungen nicht beseitigen. Zudem war es 1911/12 zu einem Krieg mit dem Osmanischen Reich gekommen, der mit der faktischen Annexion Libyens und der Dodekanes durch Italien endete. Am 26. April 1915 schloss Italien mit den Alliierten den Londoner Geheimvertrag, der den Italienern diverse österreichisch-ungarische und osmanische Gebiete zugestand.

Das Osmanische Reich hatte seine jahrhundertelange Großmachtstellung faktisch längst verloren. Durch den Kriegseintritt auf der Seite der Mittelmächte erhofften sich die Osmanen die Wiedergewinnung der Vormacht im Schwarzmeerraum zum Nachteil von Russland, mit dem das Osmanische Reich seit Jahrhunderten verfeindet war.

Bulgarien erstrebte seit seiner vollständigen Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich im Jahre 1908 die Einverleibung Makedoniens, das von nationalistischen Bulgaren als Teil der bulgarischen Nation betrachtet wurde. Die Mittelmächte sicherten Bulgarien im September 1915 den serbisch beherrschten Teil Makedoniens zu, weshalb Bulgarien am 14. Oktober 1915 auf ihrer Seite in den Krieg eintrat.

Zu den Kriegszielen Rumäniens zählte die Annexion Siebenbürgens, der Bukowina und des Banats, bei denen es sich um mehrheitlich rumänisch besiedelte Gebiete unter österreichisch-ungarischer Herrschaft handelte. In einem Vertrag mit den Alliierten liess sich Rumänien diese Gebiete zusichern und erklärte Österreich-Ungarn am 27. August 1916 den Krieg.


Chronologischer Verlauf

Kriegsbeginn (Julikrise)

Im Allgemeinen lässt sich sagen, dass die Eliten der Welt einem Krieg erwartungsvoll entgegen sahen. Denn nun ließen sich alle angestauten Abneigungen gegen die anderen Länder ausleben. So genügte in der gespannten Lage ein zündender Funken, um das Pulverfass zum Explodieren zu bringen. Dies geschah durch den Mord am österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand in Sarajevo (damals österreich-ungarisches Gebiet) am 28. Juni 1914 durch den serbischen Attentäter Gavrilo Princip.

Daraufhin setzte Österreich-Ungarn Serbien durch Außenminister Graf Berchtold ein Ultimatum (23. Juli 1914) mit einer Frist von 48 Stunden. Zu dieser Zeit war es aber unmöglich ein solches Ultimatum einzuhalten. Obwohl das Ultimatum die Einschränkung serbischer Souveränität beinhaltete und bei den Entente-Mächten auf Ablehnung stieß, ging Serbien auf fast alle Punkte ein. Trotz dieser Zugeständnisse Serbiens erklärt Österreich-Ungarn die Antwort für "unbefriedigend" und brach die diplomatischen Beziehungen zu Serbien nach Ablauf des Ultimatums am 25. Juli ab. Am 28. Juli folgt die Kriegserklärung Österreichs, nachdem es zuvor von Berlin Rückendeckung in Form der sog. Blankovollmacht bekommen hatte. Am 29. Juli erfolgte die Mobilmachung Russlands.

Russland kam, wie es zuvor angekündigt hatte, Serbien zur Hilfe. Deutschland setzte den Schlieffenplan in Kraft und marschierte durch das neutrale Belgien gegen Frankreich. Der Bruch der belgischen Neutralität war für London der Anlass, in den Krieg einzutreten. Binnen kurzer Zeit lag ganz Europa in einem Krieg, der an Grauen alles bis dahin Gekannte übertraf.

Zu Beginn des Krieges standen sich 118 Millionen Menschen der Mittelmächte und 278 Millionen Menschen der Entente Cordiale gegenüber.

Kriegsjahr 1914

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Ausmarsch bayerischer Soldaten 1914

Der deutschen Kriegsführung war klar, dass sie in einem Zwei-Fronten-Krieg kaum überleben konnte. Daher versuchte sie, den schon vor dem Krieg ausgearbeiteten Schlieffen-Plan (Generalfeldmarschall Alfred von Schlieffen war zwischen 1891 und 1905 Generalstabschef), umzusetzen. Dieser Plan sah vor, dass Deutschland mit aller Kraft Frankreich erobern, im Osten aber die Stellungen nur halten solle. Dazu sollte das starke französische Verteidungssystem im Norden mit einer weit ausgreifenden Bewegung durch das neutrale Belgien umgangen und schnellstmöglich gegen Paris vorgegangen werden. Am 4. August begannen deutsche Truppen den Überfall auf Belgien und machten sich schon am gleichen Tag im Dorf Battice schwerer Kriegsverbrechen schuldig. Nachdem die deutschen Soldaten von Freischärlern und bewaffneten Zivilisten angegriffen wurden, wurde Vergeltung an der Zivilbevölkerung verübt.

Während der Mobilmachung wurde ein handstreichartiger Überfall auf die belgische Stadt Lüttich geplant und ausgeführt. Die Stadt fiel schnell in die Hände der Angreifer, während der Gürtel von 12 Forts unbesetzt blieb. Erst nach dem Heranschaffen schwerster Artillerie (der Dicken Berta) war es möglich, die Festungen zu besetzen. Der Höhepunkt der Kämpfe war die Beschießung und Fall von Fort Loncin.

Die Gefahr für Großbritannien war so groß, dass es kurz darauf dem Deutschen Kaiserreich den Krieg erklärt, und sofort 100.000 Mann nach Frankreich schickte. Obwohl der Vormarsch nicht ohne Probleme erfolgte, standen die kaiserlichen Truppen drei Tage später in Lüttich. Am 18. August begann daraufhin die deutsche Großoffensive zur Umfassung der alliierten Armeen, dabei stieß man sehr schnell nach Brüssel vor. Am 20. August befahl der französische General Joffre, eine Gegenoffensive einzuleiten, wodurch sich eine mehrtägige Schlacht zwischen den Vogesen und der Schelde entwickelte. Trotz dieser unerwarteten Aktionen der Franzosen glaubte die Oberste Heeresleitung (OHL) an einen raschen Vorstoß nach Paris.

Am 4. September gelang es den Deutschen, die Marne zu überschreiten, woraufhin es zwei Tage später zu der für beide Seiten äußerst verlustreichen Marneschlacht kam. Kurz danach gab die OHL den Schlieffen-Plan auf, da es den Truppen nicht gelungen war, weit genug vorzustoßen, um Paris abzuschneiden.

Gegen Ende September nahmen die Bewegungen auf beiden Seiten ab, das Kräfteverhältnis war ausgeglichen, und ein Stellungskrieg bahnte sich an. Lediglich in Belgien hatte der Vorstoß noch nicht an Schnelligkeit verloren. Bis zum November waren Antwerpen, Brügge und andere bedeutende belgische Städte in deutscher Hand. Schweren Widerstand boten die Alliierten jedoch in Ypern, weshalb der am 14. September zum Chef des Generalstabs ernannte General von Falkenhayn die Angriffe einstellen musste. Am 10. November kam es bei Ypern wiederholt zu verlustreichen Kämpfen, was die deutsche Oberste Heeresleitung mit dem irreführenden Bericht kommentierte, bei Langemarck hätten junge deutsche Regimenter unter dem Gesang "Deutschland, Deutschland über alles" die vordersten gegnerischen Stellungen eingenommen. Obwohl Ypern weitaus näher am tatsächlichen Schlachtgeschehen lag, wählte man die Stadt Langemarck offenbar aufgrund ihres deutsch klingenden Namens. Der Bericht der OHL löste einen Mythos aus, der bis in die NS-Zeit hinein existierte und den angeblichen Opfertod einer jungen, gebildeten deutschen Generation verherrlichte. Mit den Kämpfen bei Ypern endete der Bewegungskrieg. An der deutschen Westfront entstand nun ein ausgedehntes System aus Schützengräben.

Da die Russen unerwartet schwere Angriffe gegen Deutschland führten, war die Lage an der Ostfront für die Mittelmächte zunächst schlecht. Die Deutschen waren aufgrund des Schlieffenplans an ihrer Ostfront defensiv eingestellt, was sich jedoch aufgrund einer gewaltigen russischen Offensive im Nordosten als Fehler erwies. Kurz nach Kriegsbeginn waren zwei russische Armeen in Ostpreußen eingefallen und standen somit auf Reichsgebiet. Als Folge dessen wurden die Truppen verstärkt und die alten Befehlshaber durch Generalmajor Erich Ludendorff und Generaloberst von Paul von Hindenburg ersetzt. Ihnen war es zu verdanken, dass sich die Lage an der Ostfront schnell änderte, besonders der Sieg in der Schlacht bei Tannenberg vom 26.-31. August war für Deutschland ein großer Erfolg. Dabei gelang deutschen Truppen die Einschließung und Bekämpfung der russischen Narew-Armee. Vom 6.-15. September folgte die Schlacht bei den Masurischen Seen, die mit der Niederlage der russischen Njemen-Armee endete. Die russischen Truppen räumten daraufhin einen großen Teil Ostpreußens. Russische Truppen hatten kurz nach Kriegsbeginn auch das zu Österreich-Ungarn gehörende Galizien besetzt. Das österreichisch-ungarische Heer musste sich nach einem Vorstoß auf die galizische Stadt Lemberg aufgrund der erdrückenden russischen Übermacht im September zu den Karpaten zurückziehen. Am 1. November wurde Generaloberst von Hindenburg zum Oberbefehlshaber Ost des deutschen Heeres ernannt. Am 11. November begann eine deutsche Gegenoffensive an der Ostfront, welche die russischen Verbände bis östlich von Lodz zurückdrängte. Vom 5.-17. Dezember gelang es österreichisch-ungarischen Truppen, einen russischen Vorstoß auf Krakau aufzuhalten. Danach begann auch im Osten der Übergang zu einem Stellungskrieg. Vom Dezember 1914 bis zum April 1915 tobte die Winterschlacht in den Karpaten, in der sich die Mittelmächte gegen Russland behaupten konnten.

Im Oktober 1914 beschossen die Osmanischen Türken mit zwei vom Deutschen Reich erworbenen Kriegsschiffen russische Küstenstädte. Daraufhin erklärten Anfang November Frankreich, Großbritannien und Russland dem Osmanischen Reich den Krieg, das sich nun auf der Seite der Mittelmächte befand. Bereits am 23. November gelang es britischen Truppen, die osmanische Stadt Basra am Persischen Golf einzunehmen.

Außerhalb von Europa kam es besonders in Afrika zu teils schweren Kämpfen. Die von allen Seiten umzingelte Kolonie Togo wurde sofort eingenommen. Um Kamerun stand es genau so schlecht, bis zum Ende des Jahres 1914 zogen sich die deutschen Truppen in den Dschungel zurück, wo sich ein zermürbender Kleinkrieg entwickelte. Deutsch-Südwestafrika wurde von der südafrikanischen Union angegriffen. Bis zum Jahresende bestand keine Möglichkeit mehr, das Gebiet zu halten. Einzig Deutsch-Ostafrika verteidigte sich unter Paul von Lettow-Vorbeck verbissen. Dank der deutschen Strategie von Rückzügen und Guerilla-Taktiken konnte sich die Kolonie bis zum Kriegsende halten.

Die deutschen Kolonien im Pazifik wurden auf Grund eines japanischen Ultimatums kampflos übergeben. Einzig der Pachthafen Kiautschou wurde erbittert verteidigt, bis Material und Munition aufgebraucht waren.

Kriegsjahr 1915

Im Januar 1915 kam es im Kaukasus zu ersten größeren Kampfhandlungen zwischen osmanischen und russischen Truppen. Dabei musste das Osmanische Reich eine schwere Niederlage hinnehmen. Dies nahm man auf osmanischer Seite zum Anlass, dem Volk der Armenier Kooperation mit den Russen zu unterstellen. Es kam zu Verfolgungen der Armenier durch osmanische Truppen, die schätzungsweise 1 Million armenische Todesopfer forderten. Zahlreiche Armenier wurden in Wüstengebiete deportiert. Der erste große Völkermord des 20. Jahrhunderts wird bis heute in der Türkei tabuisiert.

Das deutsche Heer siegte vom 2.-27. Februar mit Hilfe der neu eingetroffenen 10. Armee in der Winterschlacht in Masuren über die Russen. Die russischen Truppen zogen sich daraufhin endgültig aus Ostpreußen zurück.

An der Westfront kam es im Februar und im März zu der so genannten Winterschlacht in der Champagne, bei der die Alliierten erstmals massives Trommelfeuer einsetzten. Diese Taktik war jedoch nicht sehr erfolgreich, da sich die Deutschen schnell auf einen Angriff der Infanterie einstellten und die Angreifer mit Sperrfeuer und MG-Salven niederstreckten.

Wenig später begannen die Deutschen mit der Entwicklung einer der furchtbarsten Waffen des Ersten Weltkriegs, dem Giftgas. Für den so genannten Blasenangriff wurde Chlorgas verwendet, das sehr schwer ist, und sich somit in die Gräben senkte. Der erste Angriff war mehr als Experiment gedacht und fand am 22. April in Ypern statt. Die Wirkung war verheerend, 15.000 Franzosen flohen oder wurden getötet, so dass die Deutschen ohne Probleme vorrücken konnten. Dennoch nutzte die OHL die Gunst der Stunde nicht, worauf die Alliierten die Front wieder schließen konnten. Es ist historisch jedoch nicht endgültig geklärt, welche Kriegspartei tatsächlich zuerst Gas als Kampfmittel eingesetzt hat.

Am 25. April begann die Dardanellen-Operation der Alliierten auf der Halbinsel Gallipoli mit dem Ziel, nach Konstantinopel durchzubrechen. Die zerklüfteten Felsen der Insel boten zwar einen guten Unterschlupf, aber bei den Angriffen waren sie den Briten, Australiern und Neuseeländern wenig hilfreich. Auch war der türkische Widerstand unerwartet hart, weshalb die Operation bis zum 9. Januar 1916 mit einer umfassenden amphibischen Evakuierung abgebrochen werden musste. (siehe Schlacht von Gallipoli)

An der deutschen Ostfront kam es vom 2.-7. Mai östlich von Krakau bei Gorlice und Tarnów zu einer Schlacht, in der den deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen ein tiefer Einbruch in die russischen Stellungen gelang. Als Folge der Schlacht gewannen die Mittelmächte die Kontrolle über Galizien zurück.

Am 7. Mai versenkte ein deutsches Unterseeboot das amerikanische Passagierschiff Lusitania vor der südirischen Küste, ein Vorgang, der zum Eintritt Amerikas in den Krieg und damit entscheidend für dessen Ausgang wurde. Dabei soll dem deutschen Unterseeboot die Position der Lusitania durch gegnerische Funksignale übermittelt worden sein.


Am 9. Mai versuchten die Franzosen einen Durchbruch im Artois mit der Lorettoschlacht, die jedoch ohne Erfolg blieb und Mitte Juni abgebrochen wurde.

Am 23. Mai erklärte Italien, nachdem ihm durch England und Frankreich Gebietserweiterungen versprochen worden waren, den Mittelmächten den Krieg und griff Österreich am Isonzo an. Damit befand sich Österreich-Ungarn ab sofort in einem Drei-Frontenkrieg, was den Druck auf die Mittelmächte erheblich erhöhte. Bis 1917 versuchten die italienischen Truppen in elf Offensiven vergeblich die österreichischen Stellungen zu stürmen, da diese die Höhe des Gebirges wirkungsvoll zur Verteidigung nutzten. Die Kämpfe gingen als "Krieg in Schnee und Eis" in die Geschichte ein und forderten etwa 2 Mio. Tote und Verletzte. Im Oktober 1917 gelang österreichischen Truppen und der bayerischen Division Edelweiß der entscheidende Gegenschlag. Sie durchbrachen nach Plänen des damals noch jungen Leutnants Erwin Rommel die italienischen Linien und schlugen Italien bis Nova Gorica zurück.

Anfang Juli starteten die Mittelmächte eine Großoffensive an ihrer Ostfront. Bis zum September gelang ihnen dabei die Einnahme wichtiger Städte wie Warschau, Brest-Litowsk und Wilna. Die Mittelmächte drückten die russische Front teilweise um mehrere hundert Kilometer ein. In der Schlacht bei Tarnopol hielt die russische Armee den Vorstoß auf. Im selben Monat übernahm Zar Nikolaus II. persönlich den Oberbefehl über das russische Heer. Trotz der großen russischen Gebietsverluste strebte er keinen von den Mittelmächten erhofften Separatfrieden an.

Verstärkung erhielten die Mittelmächte am 14. Oktober 1915 durch den Kriegseintritt Bulgariens. Bereits am 6. September hatte sich Bulgarien zu einer Zusammenarbeit mit den Mittelmächten bereit erklärt, die durch einen Angriff auf Serbien eine Landverbindung zum Osmanischen Reich herstellen wollten. Im Oktober begann die Offensive gegen Serbien, in deren Folge die Mittelmächte im November auf dem Amselfeld einen Sieg über die serbische Armee errangen. Bis zum Dezember 1915 besetzten österreichisch-ungarische, deutsche und bulgarische Truppen Serbien.

Zu den letzten größeren Kampfhandlungen an der Westfront des Kriegsjahres 1915 kam es von September bis November in der Champagne. Diese Herbstschlacht endete ergebnislos.

Ende November unternahmen britische Truppen vom Persischen Golf aus einen Vorstoß nach Mesopotamien. Bei Kut el-Amara wurden sie jedoch von der osmanischen Armee eingeschlossen und mussten im April 1916 kapitulieren.

Kriegsjahr 1916

Verdun - Festung Vaux

Der im Oktober 1915 erfolgreich begonnene Balkanfeldzug der Mittelmächte endete im Februar 1916 nach der vollständigen Besetzung Montenegros und Albaniens durch das österreichisch-ungarische Heer.

Nachdem sich das deutsche Heer im Vorjahr an seiner Westfront eher defensiv verhalten hatte, beschloss die Oberste Heeresleitung unter Erich von Falkenhayn zu Beginn des Jahres 1916, Verdun anzugreifen. Falkenhayn wollte die französische Armee dazu bringen, für die Verteidigung ihrer stärksten und somit moralisch wichtigen Festung große Truppenverbände aufzubieten, um sie dann im Kampf gegen die deutlich größere deutsche Armee "ausbluten" zu lassen. Die deutsche Armee führte nun gewaltige Mengen an Geschützen, Munition und Truppen in das Gebiet nördlich der Maas. Mitte Februar herrschte im Angriffsgebiet auf deutscher Seite eine nie zuvor gekannte Konzentration an Kriegsgerät.

Am 21. Februar begann die Schlacht mit einem gewaltigen, über achtstündigen Trommelfeuer aus 1.500 Geschützrohren, welches das Zeitalter der Materialschlachten einleitete. Dabei wurden die meisten französischen Vorposten ausgelöscht. Kurz danach griffen acht deutsche Divisionen auf voller Frontbreite an und zerschlugen die letzten gegnerischen Einheiten, worauf die Moral der Franzosen erheblich sank. Am 25. Februar wurde das wichtige Fort Douaumont von deutschen Truppen erobert. Kurz danach entschlossen sich die Alliierten, dass die Festung Verdun unbedingt gehalten werden sollte. Mit der Verteidigung der Stadt wurde General Pétain beauftragt. Durch den guten Nachschub über die Straße von Bar-le-Duc nach Verdun gelang es den Franzosen, bis Anfang April dem Gegner ebenbürtig zu werden.

Am 20. Mai wurde die Höhe "Toter Mann" ("Dead Mans Hill" oder "Morte Homme") von den Deutschen eingenommen, jedoch nicht sehr lange gehalten. Die Höhe gilt wegen der unglaublich brutal geführten Kämpfe als Symbol für die "Hölle von Verdun". Am 2. Juni erfolgte die Erstürmung von Fort Vaux durch deutsche Truppen. Im Juli entbrannten heftige Kämpfe um Fort Thiaumont, das innerhalb kurzer Zeit mehrere Male den Besitzer wechselte, bis es endgültig unter deutsche Kontrolle geriet.

Ein Deutscher Student berichtete über das Schlachtgeschehen wenige Monate vor seinem Tod bei einem Sturmangriff auf ein Fort vor Verdun: "7.30 Uhr Gas mit den größten Kalibern. 7.30 bis 8 Uhr 38,5 bis 42-Zentimeter-Granaten. Erde bis zum Himmel. Die Schlucht eine riesige Dampfwolke, turmhoch flogen die Trümmer.Dorf FI.ist eine Rauchwolke. Gegenüber unserer Stellung scheint die Welt unterzugehen.Raus aus den Gräben! Kein Quadratmeter, der nicht zerwühlt ist.Die Machinengewehre rasseln, das Infanteriefeuer rollt. Ein Höllenlärm. Da stürzt einer, dort wieder einer. Leutnand U., unser derzeitiger Kompanieführer, steht auf - da - spritzen Fetzen seiner Generalstabskarte, er krampft die Hände vor die Brust und fällt vorne über. Nach wenigen Minuten ist er tot."

Die Schlacht vor Verdun wurde bei den deutschen Soldaten schnell als "Maas-Mühle" und "Blutpumpe" bekannt. Auf einem Gebiet von wenigen Dutzend Quadratkilometern explodierten mehrere Millionen Granaten, die das Schlachtfeld mehrfach durchpflügten. Das umkämpfte Gebiet war übersät von Granattrichtern, Leichen und verschossener Munition. Bis heute hat sich die dortige Vegetation nicht vollständig erholt.

Datei:Sommeschlacht 01.jpg
Gommecourt nach britischem Beschuss in der Anfangsphase der Sommeschlacht

Durch die erbitterten Kämpfe vor Verdun wurde die französische Armee stark geschwächt, so dass ihre britischen Verbündeten im Frühsommer eine Großoffensive am Fluss Somme begannen. Der Oberbefehlshaber der britischen Streitkräfte in Frankreich, Douglas Haig griff das auch von Falkenhayn betriebene Konzept der Abnutzungsschlacht auf. Die von ihm geplante Offensive an der Somme sollte nicht nur die französische Armee entlasten, sondern auch die völlige materielle und personelle Erschöpfung der Deutschen herbeiführen. Nach einwöchiger, ununterbrochener Artillerievorbereitung durch mehrere Tausend Geschütze begann am 1. Juli 1916 der Angriff auf die deutschen Stellung an der Somme. Trotz des schweren Geschützfeuers waren zahlreiche deutsche Unterstände intakt geblieben, so dass die deutschen Soldaten dem englischen Angriff mit MG-Feuer begegnen konnten. Allein am ersten Tag der Somme-Schlacht starben 20.000 britische Soldaten. Trotz dieser enormen Verluste liess Haig die Offensive weiterführen. Aufgrund der Somme-Schlacht und einer russischen Offensive an der Ostfront musste das deutsche Heer Truppen vor Verdun abziehen und den Angriff auf die Stadt am 21. Juli abbrechen.

Noch im Herbst ging die geschwächte französische Armee in einem militärischen Kraftakt zur Gegenoffensive über. Am 24. Oktober nahmen französische Truppen die Forts Douaumont und Thiaumont ein. Weitere französische Offensiven zwangen die Deutschen dazu, am 2. Dezember Fort Vaux zu räumen. Bis zum 16. Dezember eroberten die Franzosen fast sämtliche Gebiete zurück, welche die Deutschen bei ihrer Offensive im Frühjahr eingenommen hatten.

Währenddessen hatte sich auch der Kampf an der Somme zu einer gewaltigen Materialschlacht entwickelt. In monatelangen, verlustreichen Kämpfen gelang es britischen und französischen Truppen, die deutsche Front um einige Kilometer einzudrücken. Die Verluste waren jedoch dermassen hoch, das die Somme-Schlacht Ende November 1916 abgebrochen wurde.

Die Schlacht vor Verdun forderte auf beiden Seiten das Leben von jeweils mindestens 200.000 Soldaten. Manche Schätzungen gehen von bis zu 340.000 toten Deutschen und bis zu 360.000 toten Franzosen aus. Aufgrund des Verlaufs der Schlacht wurde Erich von Falkenhayn als Generalstabschef des deutschen Heeres im August 1916 von Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg abgelöst.

Die Schlacht an der Somme forderte noch mehr Todesopfer als der Kampf um Verdun. Über eine Million britische, deutsche und französische Soldaten wurden in der Schlacht verwundet oder getötet. Während der Somme-Schlacht hatte die britische Armee erstmals in geringer Zahl Tanks eingesetzt, die jedoch mehrfach auf dem Weg zur Front mit technischen Defekten stehen geblieben waren. Da die Somme-Schlacht den Alliierten bei gewaltigen Verlusten nur geringe Gebietsgewinne brachte, wurde der französische Oberbefehlshaber Joffre am 3. Dezember durch General Nivelle ersetzt.

Auch an den anderen Kriegschauplätzen kam es 1916 zu schweren Kämpfen. Von Mai bis Juni führte die österreichisch-ungarische Armee eine Offensive gegen die italienischen Stellungen, die nach geringen Anfangserfolgen aufgrund der Lage an der Ostfront abgebrochen werden musste. Die italienische Armee unternahm von Juni bis November mehrere Großangriffe am Isonzo. Dabei eroberten die Italiener die Stadt Görz, doch blieben weitere Erfolge der italienischen Armee aus. Im Juni begann die russische Armee die nach dem zuständigen General benannte Brussilow-Offensive, bei der Russland aufgrund des Mangels an Kriegsgerät vor allem auf seine große Masse an Soldaten setzte. Das russische Heer eroberte größere Gebiete in Wolhynien und Galizien, konnte jedoch von den österreich-ungarischen Truppen mit deutscher Hilfe im August aufgehalten werden. Aufgrund der hohen Verluste wurde die gesunkene Moral des russischen Heeres immer deutlicher. Die zweite Brussilow-Offensive, die von September bis Oktober geführt wurde, scheiterte ebenso wie die dritte Offensive von Oktober bis Dezember. Am 5. November wurde das zuvor russische Polen von den Mittelmächten zum unabhängigen Königreich proklamiert. Die dabei von den Mittelmächten erhoffte militärische Unterstützung durch die Polen blieb jedoch aus.

Am 27. August 1916 trat Rumänien auf der Seite der Alliierten in den Krieg ein. Rumänische Truppen fielen im österreichisch-ungarischen Siebenbürgen ein, doch erfolgte bereits Ende August eine Gegenoffensive der Mittelmächte. Innerhalb kurzer Zeit eroberten österreichisch-ungarische, deutsche und bulgarische Truppen einen Großteil Rumäniens. Am 6. Dezember nahmen die Mittelmächte die rumänische Hauptstadt Bukarest ein. Die Rumänen konnten mit russischer Hilfe lediglich den Nordosten ihres Landes halten. Nach dem Sieg über Rumänien richteten die Mittelmächte am 12. Dezember mit Hilfe der USA ein Friedensangebot an die Alliierten, das diese am 30. Dezember ablehnten.

Kriegsjahr 1917

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Französischer Soldat auf Beobachtungsposten

Im März 1917 zogen sich die an der Somme stationierten deutschen Truppen in die stark ausgebaute Siegfriedstellung zurück, wobei sie einen Teil des von ihnen freigegebenen Gebietes verminten. Im selben Monat unternahmen die Briten einen Vorstoß nach Bagdad, wobei ihnen die Einnahme der Stadt gelang. Vor dem Hintergrund der Kriegsbelastungen und aufgrund des starken Nahrungsmangels kam es am 8. März (23. Februar nach russischem Kalender) in St. Petersburg zu Massendemonstrationen, die sich zur Februarrevolution ausweiteten. Es bildeten sich in Petersburg Arbeiter- und Soldatenräte, während eine provisorische bürgerliche Regierung unter Fürst Lwow errichtet wurde. Am 15. März dankte Zar Nikolaus II. ab. Neben der parlamentarischen Regierung stand als zweite Gewalt der oberste Arbeiter- und Soldatenrat von Petersburg. Zur Enttäuschung großer Teile der russischen Bevölkerung entschied sich die provisorische Regierung zur Weiterführung des Krieges. Aus diesem Grunde ermöglichte die OHL im April einer im schweizer Exil lebenden Gruppe von Russen um Lenin, mit dem Zug nach Russland zu kommen. Der Zug fuhr über Berlin, wo er mit 40 Millionen Goldmark (enspricht mehr als 7 Tonnen Gold) beladen wurde. Am 16. April traf Lenin in Sankt Petersburg ein, wo er zur sozialistischen Revolution aufrief.

Am 6. April 1917 erklärten die USA dem Deutschen Reich den Krieg. Ursache war vor allem die Erklärung des uneingeschränkten U-Boot-Kriegs durch das Reich, der auch viele zivile Opfer forderte. Außerdem flog die Zimmermann-Depesche auf, in der das Deutsche Reich Mexiko aufforderte die USA anzugreifen. Im Dezember 1917 folgte die Kriegserklärung der USA an Österreich-Ungarn.

Ungeachtet der gewaltigen Verluste im vorangegangenen Kriegsjahr starteten die Alliierten auch im Jahre 1917 mehrere Großangriffe auf die deutsche Westfront. Diesmal wählte der britische Oberbefehlshaber Haig die nordfranzösische Stadt Arras als Ziel einer Offensive, während die französische Armee an der Aisne und in der Champagne die deutschen Stellungen angriff. An der Aisne setzten die Franzosen noch mehr Soldaten und Kriegsgerät ein, als bei ihrer Gegenoffensive vor Verdun 1916. Die Offensiven der Alliierten begannen im April und mussten bereits im Mai nach hohen Verlusten abgebrochen werden. Das deutsche Heer war dazu übergegangen, die Schützengräben weitaus tiefer und dichter zu staffeln als zuvor. Zudem setzten die Deutschen mobile Reserve-Divisionen ein, die mit großer Schnelligkeit an hart umkämpfte Frontabschnitte herangeführt wurden. Als Folge der verlustreichen Offensiven kam es in der französischen Armee zu Meutereien, von denen zeitweilig bis zu 16 Korps erfasst wurden. Deshalb wurde der französische Oberbefehlshaber Nivelle durch General Pétain abgelöst, der die Verteidigung Verduns organisiert hatte. Durch den Übergang zu einer strikten Defensivhaltung konnte Pétain die Ordnung in der französischen Armee wiederherstellen. Gegen meuternde Soldaten wurde mit äußerster Härte vorgegangen. In Frankreich wurden 1917 mehrere Hundert Soldaten hingerichtet oder dazu gezwungen, sich in das so genannte Niemandsland (der Bereich zwischen den Schützengräben) zu begeben, was den sicheren Tod durch Geschützfeuer bedeutete. Obwohl deutsche Verbände weitergemeldet hatten, das der französische Widerstand an größeren Frontabschnitten praktisch nicht mehr existierte, nutzte die deutsche Heeresleitung die Meutereien in der französischen Armee nicht aus.

Ypern 1917

Trotz der verlustreichen Kämpfe im Frühjahr starteten die Briten im Mai 1917 eine Großoffensive in Flandern. Wie mehrfach zuvor setzte man dabei auf den massiven Einsatz von Kriegsgerät und Infanterie auf großer Breite. Die Flandernschlacht, die durch die widrigen Geländebedingungen geprägt war, dauerte mehrere Monate und brachte den Briten geringe Gebietsgewinne bei hohen Verlusten. Sie musste im Herbst 1917 abgebrochen werden.

Die Alliierten drängten zu ihrer Entlastung Russland zur Durchführung einer Offensive, die von dem russischen Kriegsminister Kerenskij geplant wurde und am 30. Juni begann. Nach Anfangserfolgen lief sich die Offensive am 11. Juli fest. Bereits am 19. Juli gingen deutsche und österreichisch-ungarische Truppen bei Tarnopol zum Gegenangriff über. Dabei gelang ihnen die Rückeroberung von Galizien und der Bukowina. In Russland selbst kam es am 17. Juli zu einem Putschversuch der Bolschewiki, der durch das Militär zerschlagen wurde. Lenin floh daraufhin nach Finnland, während Fürst Lwow am 21. Juli von dem aus einer gemäßigten sozialistischen Partei stammenden Kerenskij als Ministerpräsident der provisorischen Regierung abgelöst wurde. Trotz der militärischen Misserfolge und der kritischen Situation im Inneren beharrte Kerenskij auf einer Weiterführung des Krieges. Im September eroberten deutsche Truppen die Stadt Riga und im Oktober die baltischen Inseln Ösel, Dagö und Moon, woraufhin der militärische Widerstand der russischen Armee nahezu zusammenbrach.

Im Oktober 1917 griff die österreichisch-ungarische Armee mit Hilfe deutscher Sturmtruppen die italienischen Stellungen an und erzielte einen tiefen Einbruch. Die italienischen Truppen mussten sich bis an die Piave zurückziehen und konnten ihre Front nur durch britische und französische Unterstützung stabilisieren.

Anfang November eskalierte die Situation in Russland. Durch die von dem inzwischen aus Finnland zurückgekehrten Lenin geführte Oktoberrevolution vom 6.-7. November wurde die provisorische Regierung gestürzt und die Macht von den Bolschewiki übernommen. Bereits am 8. November wird von den neuen russischen Machthabern das Dekret über die Beendigung des Krieges erlassen, wodurch sich für die Mittelmächte eine starke militärische Entlastung an ihrer Ostfront anbahnte.

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zerstörte britische Tanks bei Cambrai

Im Gegensatz zu der sich Ende 1917 verändernden Situation im Osten kam es in Frankreich nach wie vor zu schweren Kämpfen. Am 20. November unternahm die britische Armee nach kurzer Artillerievorbereitung einen Überraschungsangriff auf die deutschen Stellungen bei Cambrai und setzte dabei mehrere hundert Tanks (Panzer) ein. Dabei gelang den Briten ein tiefer Einbruch in die deutsche Front, so dass die deutsche Armee alle verfügbaren Reserven heranführte. Wenige Tage nach Beginn der Schlacht gingen die Deutschen zum Gegenangriff über, wobei sie erstmals in großem Umfang Sturmtruppen an der Westfront einsetzten. Am 3. Dezember endete die Tankschlacht von Cambrai mit annähernd unveränderten Fronten. Insgesamt waren über 80.000 britische und deutsche Soldaten verwundet oder getötet worden. Aus taktischer Sicht hatte die Schlacht großen Einfluss auf das weitere Kriegsgeschehen. Ein nach kurzem Geschützfeuer schnell vorgetragener Angriff mit Tanks und Sturmtruppen schien einen Durchbruch in dem völlig statischen Grabenkrieg möglich zu machen.

Bei dem britischen Angriff auf das von den Osmanen kontrollierte Palästina handelte es sich um die letzte größere Offensive des Kriegsjahres 1917. Der Angriff endete am 10. Dezember mit der Eroberung Jerusalems durch britische Truppen.

Am 15. Dezember wurde ein Waffenstillstand zwischen den Mittelmächten und Russland vereinbart und eine Woche später in Brest-Litowsk die zunächst ergebnislosen Friedensverhandlungen eröffnet.

Kriegsjahr 1918

Aufgrund der zähen Friedensverhandlungen mit Russland rückten die Mittelmächte Anfang 1918 weiter auf russischem Territorium vor und schlossen am 9. Februar 1918 einen Sonderfrieden mit der Ukraine. Deshalb liess Lenin trotz der harten Bestimmungen am 3. März den Friedensvertrag von Brest-Litowsk unterzeichnen. Russland schied unter dem Verlust von etwa 25% seines europäischen Territoriums aus dem Krieg aus. Selbst die Ukraine wurde unter deutsche Kontrolle gestellt, wovon man sich erhöhte Rohstoff- und Getreideversorgung erhoffte. Durch das Ausscheiden Russlands wurde es der deutschen Heeresleitung ermöglicht, etwa 1 Million Soldaten an die Westfront zu verlegen. Dadurch erlangten die Mittelmächte an der Westfront die personelle Überlegenheit. Diese Überlegenheit konnte aufgrund des Eintreffens immer größerer amerikanischer Verbände in Frankreich nur von kurzer Dauer sein, weshalb sich die Oberste Heeresleitung erstmals seit 1916 zu einer Großoffensive an der Westfront entschloss. Die deutsche Armee plante einen Angriff auf einen Frontabschnitt, wo britische und französische Stellungen aufeinandertrafen.

Am frühen Morgen des 21. März 1918 begann die deutsche Frühjahrsoffensive mit einem mehrstündigen Trommelfeuer aus mehreren Tausend Geschützen. Deutsche Sturmtruppen erzielten einen tiefen Einbruch in die alliierte Front, die sich an mehreren Abschnitten nahezu auflöste. Innerhalb weniger Tage rückte das deutsche Heer mehrere Kilometer vor. Aufgrund ihres schnellen Vorrückens traten in der deutschen Armee große logistische Probleme auf. Da das deutsche Heer nur über eine geringe Anzahl an Kraftfahrzeugen verfügte, konnten die vorstoßenden Truppen nicht ausreichend mit Munition und Nahrung versorgt werden, so dass die Offensive teilweise unterbrochen werden musste. Die Übernahme eines längeren alliierten Frontabschnittes durch amerikanische Soldaten ermöglichte es den Franzosen, den deutschen Vorstoß allmählich zu stoppen. Am 3. Juni endete die deutsche Frühjahrsoffensive an der Marne.

Durch die immer stärker gewordene personelle und materielle Unterstützung durch die Amerikaner konnten die Alliierten bereits im Juli zwischen Marne und Aisne zur Gegenoffensive übergehen. Diese Offensive gipfelte in der Tankschlacht bei Amiens am 8. August, bei der die Deutschen eine schwere Niederlage hinnehmen mussten. Auf deutscher Seite sprach man vom "schwarzen Tag des deutschen Heeres". Um die größten Lücken zu schließen, ging man auf deutscher Seite im Sommer 1918 dazu über, auch Siebzehnjährige zum Kriegsdienst heranzuziehen. Bereits am 14. August stufte die Oberste Heeresleitung die militärische Lage als aussichtslos ein. Die Deutschen Truppen mussten sich nun mehrfach zurückziehen, bis sie nur noch einen geringen Teil Nordostfrankreichs besetzt hielten. Dabei gelang den Alliierten bis zuletzt kein entscheidender Durchbruch, was der so genannten Dolchstoßlegende nach dem Krieg zu einem Auftrieb verhalf.

Im September brach der Widerstand der bulgarischen Armee nach einem Durchbruch der Alliierten in die mazedonische Front komplett zusammen. Vor diesem Hintergrund verlangten Hindenburg und Ludendorff ultimativ die Ausarbeitung eines Waffenstillstandsangebots durch politische Vertreter des Reiches. Am 4. Oktober unterbreitete die Reichsregierung dem amerikanischen Präsidenten ein Waffenstillstandsangebot. Die USA forderten daraufhin die Räumung der von den Deutschen besetzten Gebiete und die Entsendung von demokratischen Vertretern als Unterhändler für einen Waffenstillstand.

Im Oktober 1918 löste sich der österreichisch-ungarische Vielvölkerstaat auf. Am 28. Oktober wurden die österreichisch-ungarischen Truppen an der italienischen Front entscheidend geschlagen. Am selben Tag wurde die Gründung der Tschechoslowakei beschlossen, während am darauf folgenden Tag Jugoslawien gegründet wurde. Am 1. November bildete sich eine unabhängige Regierung in Ungarn. Am 3. November trat der Waffenstillstand mit den Alliierten in Kraft. Acht Tage später dankte Kaiser Karl I. ab und verzichtete auf jegliche Beteiligung an der neuen österreichischen Regierung.

Die Einführung eines parlamentarischen Regierungssystemes im Deutschen Reich am 28. Oktober konnte die innere Krise nicht beseitigen. Am 29. Oktober wollte die deutsche Admiralität die deutsche Flotte zu einer letzten, aussichtslosen Seeschlacht auslaufen lassen. Daraufhin kam es in Wilhelmshaven zu schweren Meutereien, die gemeinsam mit einem Matrosenaufstand in Kiel die Novemberrevolution auslösten. Anfang November wurden in zahlreichen deutschen Städten Arbeiter- und Soldatenräte gegründet. Kurt Eisner rief in München den Freistaat Bayern aus. Hier folgte im Frühjahr 1919 die Münchner Räterepublik. Die Revolution erfasste am 9. November auch Berlin, wo Reichskanzler Prinz Max von Baden aus Sorge vor einem radikalen politischen Umsturz eigenmächtig die Abdankung des Kaisers bekannt gab und die Reichskanzlerschaft auf den Vorsitzenden der SPD übertrug, Friedrich Ebert. Am Nachmittag desselben Tages rief Philipp Scheidemann die deutsche Republik aus. Karl Liebknecht vom Spartakusbund proklamiert die Freie Sozialistische Republik Deutschland. Sowohl der Kaiser als auch sämtliche deutsche Fürsten dankten ab. Kaiser Wilhelm II. ging am 10. November ins niederländische Exil.

Ab 07. November verhandelten der französische Marschall Foch und vier deutsche Politiker unter Führung von Matthias Erzberger (Vorsitzender der katholischen Zentrumspartei) in einem Salonwagen im Wald von Compiègne über den Waffenstillstand zwischen den Alliierten und dem Deutschen Reich. Am 11. November unterzeichneten die beiden Parteien den Waffenstillstandsvertrag. Dieser sah unter anderem die Bedingungen für die Räumung der von der deutschen Armee besetzten Gebiete und des linken Rheinufers vor. Zudem wurde der Friedensvertrag von Brest-Litowsk aufgehoben.

Kriegsfolgen

Verluste

Der Erste Weltkrieg forderte fast 10 Millionen Todesopfer und etwa 20 Millionen Verwundete. Von den über 13 Millionen Deutschen, die man im Verlauf des Krieges eingezogen hatte, starben über 1,8 Millionen. Bis zum Ausscheiden Russlands aus dem Krieg hatte man dort etwa 15 Millionen Männer zum Kriegsdienst herangezogen, von denen 1,7 Millionen fielen. Von den knapp 8,5 Millionen eingezogenen Franzosen überlebten 1,4 Millionen den Krieg nicht. Die britische Armee hatte insgesamt etwa 8 Millionen Soldaten eingesetzt, von denen 950.000 nicht aus dem Krieg zurückkehrten. Österreich-Ungarn musste 1,2 Millionen Todesopfer hinnehmen, während es auf italienischer Seite fast eine halbe Million waren. Der Krieg hatte alle beteiligten Mächte insgesamt über eine Billion Goldmark gekostet.

Politische Folgen

Am 18. Januar 1919 begann die Friedenskonferenz, die am 28. Juni unter starkem Druck der Alliierten zur Unterzeichnung des Versailler Vertrags durch die deutsche Delegation führte. Aufgrund der Bestimmungen des Vertrages von Versailles musste das Deutsche Reich Elsass-Lothringen an Frankreich, Posen und Westpreußen an Polen und das Memelgebiet an Litauen abtreten. Zudem musste das so genannte Hultschiner Ländchen an die neugegründete Tschechoslowakei abgetreten werden. Danzig wurde zur Freien Stadt unter Kontrolle des neugegründeten Völkerbundes erklärt. Die ehemaligen deutschen Kolonien wurden zu "Mandatsgebieten" des Völkerbundes unter britischer und französischer Kontrolle erklärt. In Eupen-Malmedy (anschließend belgisch), Nordschleswig (der nördliche Teil anschließend dänisch), Teilen Ostpreußens (deutsch bleibend) und in Oberschlesien (zwischen Deutschland und Polen geteilt, obwohl 60 % für den Verbleib beim Deutschen Reich votierten) wurden bis 1921 Volksabstimmungen über den Verbleib beim Deutschen Reich angesetzt. Im belgischen Abstimmungsgebiet wurden Wähler in großem Stil eingeschüchtert und von der Wahl abgehalten. Das Saargebiet wurde für 15 Jahre der Verwaltung des Völkerbundes unterstellt, wobei Frankreich die Wirtschaftshoheit übernahm.
Das Deutsche Reich wurde zur Abrüstung verpflichtet und durfte nur noch über ein Berufsheer mit einer maximalen Stärke von 100.000 Soldaten verfügen. Das Heer durfte weder schwere Artillerie noch Panzer besitzen. Im Westen des Deutschen Reiches wurde eine entmilitarisierte Zone geschaffen, deren Grenze etwa 50 Kilometer östlich des Rheins verlief. An den Grenzen des Deutschen Reiches wurden Zonen bestimmt, in denen keine Befestigungen errichtet oder verändert werden durften. Mehrere Flüsse wurden durch die Bestimmungen des Versailler Vertrags internationalisiert.
Durch den von vielen Deutschen als besonders ungerecht betrachteten Artikel 231 des Vertrages wurde dem Deutschen Reich und seinen Verbündeten die alleinige Schuld am Krieg unterstellt, wodurch die Alliierten die Zahlung von Reparationen begründeten. Anfangs wurden Reparationen in Höhe von 269 Milliarden Goldmark festgelegt, welche in 42 Jahresraten ausgezahlt werden sollten, die Forderungen und Regelungen zu den Reparationzahlungen änderten sich mehrfach (siehe: Deutsche Reparationen nach dem Ersten Weltkrieg). Zudem musste das Deutsche Reich zahlreiche Sachlieferungen leisten. Die Bestimmungen des Versailler Vertrags reichten nicht aus, um die Großmachtstellung Deutschlands dauerhaft zu beseitigen. Trotzdem waren sie hart genug, um das Verhältnis Deutschlands zu den Alliierten schwer zu belasten. Der in weiten Teilen der deutschen Gesellschaft als aufdiktierter Frieden eingestufte Versailler Vertrag verhalf nationalistischen Kreisen im Reich zu einem starken Zulauf. Der Vertrag wurde von den USA nicht unterzeichnet. Sie schlossen am 25. August 1921 mit dem Berliner Vertrag einen Sonderfrieden mit dem Deutschen Reich, der einige der härtesten Bestimmungen ausklammerte.

Am 10. September 1919 wurde der Friedensvertrag der Alliierten mit Österreich in St. Germain bei Paris unterzeichnet. Österreich musste Südtirol an Italien abtreten, sowie das Gebiet um Triest. Hinzu kamen Gebietsabtretungen an das neu gegründete Jugoslawien. Österreich musste die Unabhängigkeit Ungarns, der Tschechoslowakei, Jugoslawiens und Polens anerkennen. Ein Anschluss an das Deutsche Reich wurde Österreich untersagt, zudem wurde eine Umbenennung des Staates in "Deutsch-Österreich" verboten. Auch in Österreich wurde die Wehrpflicht verboten. Die maximale Stärke des österreichischen Heeres wurde bei 30.000 Soldaten angesetzt.

Im Pariser Vorortvertrag von Neuilly mit Bulgarien, der am 27. November 1919 unterzeichnet wurde, begrenzte man die Stärke des bulgarischen Heeres auf 20.000 Soldaten. Bulgarien musste mehrere kleinere Gebiete im Westen an Jugoslawien abtreten. Außerdem fiel der bulgarisch beherrschte Teil Thrakiens an Griechenland.

Am 4. Juni 1920 wurde im Pariser Vorort Trianon der Friedensvertrag mit Ungarn unterzeichnet. Die ungarischen Teile der Slowakei mussten an die Tschechoslowakei abgetreten werden, während Slawonien und der Banat an Jugoslawien fielen. Außerdem musste Ungarn das Burgenland an Österreich und Siebenbürgen an Rumänien abtreten. Das ungarische Berufsheer wurde auf 35.000 Soldaten begrenzt.

Der letzte Pariser Vorortvertrag wurde am 10. August 1920 in Sèvres unterzeichnet. In dem Vertrag wurde die Internationalisierung der türkischen Meerengen festgelegt. Die Türkei musste Ost-Thrakien und die Stadt Smyrna mitsamt Umgebung an Griechenland abtreten, sowie sämtliche unter türkischer Kontrolle befindliche Ägäis-Inseln bis auf die Dodekanes, die an Italien fiel. Kilikien und Syrien gerieten unter französische Kontrolle, während Zypern, Ägypten, Palästina und der Irak unter britische Verwaltung kamen. Kurdistan wurde der Autonomiestatus zugesprochen, während Armenien unabhängig wurde. Die türkische Heeresstärke wurde auf 50.000 Soldaten begrenzt. Der Vertrag von Sèvres wurde von der türkischen Nationalversammlung nicht bestätigt. Es kam zu kriegerischen Auseinandersetzungen mit Griechenland, die bis 1922 zur Räumung Ost-Thrakiens und Smyrnas durch die Griechen führten. 1921 wurde der Abzug der Franzosen aus Kilikien vertraglich herbeigeführt, während Armenien zwischen der Sowjetunion und der Türkei aufgeteilt wurde. In der Folgezeit wurden Tausende Armenier Opfer von Verfolgungen durch die Türken. Im Frieden von Lausanne wurden am 24. Juli 1923 die türkischen Gebietserwerbungen bestätigt, zudem verzichteten die Alliierten auf Reparationsforderungen.

Der Erste Weltkrieg als militärhistorische Zäsur

  • Der industrialisierte Krieg: Der Erste Weltkrieg war zugleich der erste vollständig industrialisierte Krieg, in dem man versuchte alle verfügbaren personellen und materiellen Reserven aufzubieten. Die Ursprünge des von den Nationalsozialisten propagierten "Totalen Kriegs" finden sich vor Verdun und an der Somme. Hatte das Zeitalter der Millionenheere bereits während der Französischen Revolution mit der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht begonnen, erreichte es während des Ersten Weltkriegs eine neue Dimension. Das Deutsche Reich hatte während des Kriegs durchschnittlich knapp 7 Millionen Männer unter Waffen, die ausgerüstet werden mussten. Die Kriegswirtschaft erreichte aufgrund der gewaltigen Materialschlachten im Ersten Weltkrieg zuvor ungekannte Ausmaße. An manchen Tagen des Kriegs wurde mehr Munition verschossen als während des gesamten Deutsch-Französischen Kriegs von 1870/71. Die völlige Industrialisierung der Kriegsführung zeigte sich auch in der tausendfachen Produktion von Geschützen, Maschinengewehren, Panzern und Kampfflugzeugen, die es zuvor nicht gegeben hatte. Kriegsentscheidend waren seitdem endgültig die Wirtschaftskraft und die Anzahl der wehrfähigen Männer der beteiligten Staaten geworden.
  • Zäsur der Mentalität von Soldaten und Befehlshabern: Viele Soldaten zogen zunächst mit einer romantisch verklärten Vorstellung vom Krieg in die Schlacht, die angesichts moderner, in gewaltiger Zahl eingesetzter Waffen äußerst anachronistisch war. Wusste zu Beginn des Zweiten Weltkrieges praktisch jeder Soldat, was Panzer und Flammenwerfer sind, war dies während des Ersten Weltkrieges zunächst nicht der Fall. Deshalb hatte derartiges Kriegsgerät im Ersten Weltkrieg einen verheerenden psychischen Effekt auf Soldaten, gegen die es eingesetzt wurde. Auch die Kriegstaktik war von einer unzeitgemäßen Mentalität geprägt. Zu Beginn des Krieges liess man die Infanterie oftmals in dichter Schützenreihe und nur unter dem Einsatz des Bajonetts angreifen, was meist katastrophale Folgen hatte. Auf die enorm wichtig gewordene Deckung im Feld nahmen mehrere Armeen zunächst keine Rücksicht. Die Franzosen zogen 1914 mit blau-roten Uniformen in den Krieg, mit denen sie weithin sichtbar waren. Auch die deutsche Pickelhaube gehörte eigentlich in eine vergangene Epoche. Ihre Spitze verriet oftmals vorzeitig einen geplanten Sturmangriff, da sie meistens aus dem Graben ragte. Erst im Laufe des Jahres 1916 wurden die meisten deutschen Frontsoldaten mit einem zeitgemäßen Stahlhelm ausgestattet. Auch der häufige Einsatz von Kavallerie in der Anfangsphase des Kriegs stellte einen eindeutigen Anachronismus dar und endete oftmals in einer Katastrophe. In den späteren Kriegsjahren wurden einige Kavalleristen als Ordnungstruppen im Hinterland der Front eingesetzt, während sich andere zu Kampfpiloten ausbilden liessen.
    Auch der während des Ersten Weltkriegs stark verbreitete Aberglaube stand in einem gewaltigen Gegensatz zu der militärischen Realität. Viele Soldaten erwarben Talismane und "Nothemden", mit denen sie sich vor Verwundungen zu schützen suchten. Dasselbe Phänomen trat gehäuft bereits während des Dreißigjährigen Krieges auf. Angesichts von Maschinengewehren mit einer Feuerrate von über Tausend Schuss pro Minute und Geschützen mit einem Kaliber von bis zu 42 cm wirkt dieser Aberglaube wie ein Überbleibsel aus mittelalterlicher oder sogar vorchristlicher Zeit.
    Der Erste Weltkrieg mit seinen Materialschlachten führte einen starken Mentalitätswechsel herbei. In militaristischen Kreisen kam nach dem Krieg das Idealbild des Soldaten auf, der vollständig abgehärtet, emotionslos und grenzenlos belastbar ist. Dieser wird in keiner Weise mehr durch seine Persönlichkeit, sondern durch seinen markanten Helm repräsentiert. Diese Vorstellungen veranlassten einen im Dezember 1918 gegründeten Bund ehemaliger Frontsoldaten dazu, sich nach dem Stahlhelm zu benennen. Das Ideal vom bedingungslos harten, rücksichtslosen Soldaten wurde insbesondere von den Nationalsozialisten aufgegriffen.

Der Erste Weltkrieg als Epochenzäsur

Mit dem Ersten Weltkrieg ging eine Epoche zu Ende - das lange 19. Jahrhundert wie es oft genannt wird, das mit der Französischen Revolution (1789) begonnen hatte und gemeinhin als das "bürgerliche" Zeitalter apostrophiert wird. Dies war bereits den Zeitgenossen bewusst. Der britische Außenminister Sir Edward Grey meinte, dass in Europa die Lichter ausgingen; Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg sprach in düsterer Vorahnung von einem "Sprung ins Dunkle".

Der Erste Weltkrieg war - wie es der amerikanische Diplomat und Historiker George F. Kennan ausdrückte - die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts. Er war vor allem ein Ereignis, das sich fatal auf die weitere Geschichte Europas auswirkte: Oktoberrevolution, Stalinismus, Faschismus, Nationalsozialismus und schließlich der Zweite Weltkrieg sind ohne die Erschütterungen des 1. Weltkriegs nicht denkbar. Einige Historiker fassen die Jahre von 1914 bis 1945 als zweiten Dreißigjährigen Krieg zusammen und beschreiben Zeit der Weltkriege als Katastrophenzeit der deutschen Geschichte.

Mit dem Ersten Weltkrieg endete eine Epoche unbedingten und optimistischen Fortschrittsglaubens, eine große Desillusionierung durch die mörderische Realität der Materialschlachten und Grabenkämpfe setzte ein. Die Ordnung des 19. Jahrhunderts geriet aus den Fugen: parlamentarisch-demokratische Republiken lösten die liberal-konstitutionelle Regierungsform mit stark autokratischen Zügen besonders im Deutschen Reich und in Österreich-Ungarn ab. Letztere zerfiel in mehrere neue Staaten. Die republikanische Staatsform löste in Europa endgültig die monarchische ab. Diesen Republiken blieben jedoch die wirtschaftlichen und sozialen Spannungen sowie die politischen Konzepte der Vorkriegszeit, um ihnen zu begegen, erhalten. Alsbald brach sich die Krise der bürgerlichen Gesellschaft Bahn und sie wurden durch den Aufstieg großer faschistischer und kommunistischer Massenbewegungen bedroht, die in diktatorische und totalitäre Regime mündeten. Die bürgerlich dominierte Stände- und Klassen-Gesellschaft wandelte sich in Teilen zur Massengesellschaft.

Der Zusammenbruch der Monarchien in Deutschland, Österreich-Ungarn, Russland und in der Türkei und der daraus folgende soziale und politische Umbruch mündete vor dem Hintergrund weiterhin schlechter Wirtschaftskonjunkturen zum Teil in äußerst instabile Regierungssysteme in den Nachfolgestaaten vor allem Ostmitteleuropas.

Die USA wurden durch ihr Eingreifen in den Ersten Weltkrieg zur dominierenden Weltmacht. Staaten wie Großbritannien und Frankreich gerieten in wirtschaftliche Abhängigkeit von den USA. Der Erste Weltkrieg leitete das Ende der europäischen Vormachtstellung ein - auch durch die allmähliche Emanzipation der Völker Afrikas und Asiens vom Kolonialismus. Die eurozentrische Weltordnung wurde abgelöst durch eine zunehmende Polarisierung zweier Supermächte.

Militärische Besonderheiten

Grabenkrieg

Ansätze zur Führung eines Grabenkrieges hatte es bereits im Amerikanischen Bürgerkrieg und insbesondere im Russisch-Japanischen Krieg gegeben. Im Ersten Weltkrieg erlangte diese Art der Kriegsführung ihre volle Entfaltung. Seit dem Winter 1914 bestand die deutsche Westfront von der Nordsee bis zur Schweiz aus einem komplexen System von Schützengräben. Diese Schützengräben wurden von den Frontsoldaten ausgehoben und durch mehrere Reservegräben ergänzt. Über Laufgräben wurden die Truppen an die Front geführt. Die Gräben waren meist etwa 2 Meter tief und 1 Meter breit und wurden nach Möglichkeit mit Holz, Reisigbündeln oder Steinen verkleidet. Um vor Artilleriebeschuss geschützt zu sein, grub man in die Grabenwände Schächte, an deren Ende man einen größeren Hohlraum aushob. Die so entstandenen Unterstände wurden oftmals durch Holzpfähle oder Beton verstärkt und konnten sich äußerst tief unter der Erde befinden, was insbesondere auf deutscher Seite der Fall war. Ergänzt wurde das Grabensystem durch massive Blockhäuser und MG-Nester. Vor dem Graben legte man ausgedehnte Stacheldrahtverhaue an, die manchmal elektrisch geladen waren. An manchen Frontabschnitten lagen die Gräben von Alliierten und Mittelmächten nur wenige Meter auseinander, so dass es dort häufig zu Handgranatenkämpfen kam. Das Gelände zwischen den Gräben wurde als Niemandsland bezeichnet. Manchmal wurden auch Stollen in Richtung der feindlichen Stellungen ausgehoben, um diese mit Hilfe einer Sprengladung zu zerstören.

Ein Angriff auf einen gut ausgebauten Schützengraben war stets äußerst verlustreich. Artillerie und Maschinengewehre richteten schwere Verluste unter den heranstürmenden gegnerischen Truppen an, die oftmals durch das unwegsame Gelände und durch Stacheldrahthindernisse behindert wurden. Selbst mehrtägiges Trommelfeuer mit schweren Geschützen konnte einen Schützengraben nicht unwirksam machen. Auch wenn der Graben selbst oftmals beschädigt und teilweise abgetragen wurde, blieben viele Stacheldrahtverhaue und Unterstände intakt, so dass die Angreifer auf schweren Widerstand stießen. Selbst wenn der vorderste Graben erstürmt werden konnte, stellten mehrere Reihen von Reservegräben ein unüberwindbares Hindernis dar. Verluste von weit über 50 % waren bei einem Sturmangriff keine Seltenheit. Zudem mussten die Soldaten stets mit dem Einsatz von Giftgas, Flammenwerfern und Tanks rechnen. Aufgrund der gewaltigen psychischen Belastungen durch den Grabenkrieg betranken sich viele Soldaten vor einem Angriff. Viele Verwundete und Tote mussten im Niemandsland liegen gelassen werden, weshalb an umkämpften Frontabschnitten insbesondere im Sommer ein starker Leichengestank herrschte. Durch den massiven Einsatz von schweren Geschützen wurde der Himmel über einem Schlachtfeld oftmals durch Rauch verdunkelt. Die Frontsoldaten mussten aufgrund eines Sperrfeuers oftmals tagelang in einem Unterstand bleiben, bis sie abgelöst werden konnten. An manchen Stellen war das Grabensystem so unübersichtlich, das einige Soldaten in feindliche Stellungen und somit in Gefangenschaft gerieten. Da der Grabenkrieg für Fronten sorgte, die über Monate oder sogar Jahre nahezu unverändert blieben, konnten die Armeen ungestört zahlreiche schwere Geschützbatterien an diversen Frontabschnitten postieren. Der massive Einsatz schwerer Geschütze auf geringer Fläche liess die Zahl der Toten und Verletzten stark anwachsen. Insbesondere die häufige Verwendung von Splittergeschossen führte zu äußerst entstellenden Verletzungen. Besonders gefürchtet waren schwere Gesichtsverletzungen. Soldaten mit einer derartigen Verwundung waren als "Kriegszermalmte" und "Menschen ohne Gesicht" bekannt.

Da die Schlachten des Ersten Weltkrieges auf wenigen Dutzend Quadratkilometern stattfanden und dabei tausende von Geschützen eingesetzt wurden, glichen die betroffenen Frontabschnitte einer Kraterlandschaft. Auf einige Forts vor Verdun wurden 1916 mehrere Millionen Geschützgranaten abgefeuert. In Gegenden wie Flandern kam die Entstehung einer ausgedehnten Schlammlandschaft hinzu, die jedes Vorrücken stark erschwerte. Die frühen Panzer des Ersten Weltkriegs hatten große Probleme bei der Überwindung von Granattrichtern und Schlamm. Zudem konnte ein vor dem eigentlichen Schützengraben ausgehobener breiter Graben ein unüberwindbares Hindernis für einen Panzer darstellen. Auch mit einem Feldgeschütz oder einem Flammenwerfer konnte ein Panzer zerstört werden. Der größte Nutzen der frühen Panzer lag darin, das sie ausgedehnte Stacheldrahthindernisse leicht beseitigen konnten und der Infanterie somit einen schnellen Sturmangriff ermöglichte.

Ging die Infanterie bei den Großoffensiven an der Westfront bis Ende 1917 nach langem Geschützfeuer auf einem breiten Abschnitt vor, änderte sich spätestens seit der Schlacht von Cambrai die Taktik. Insbesondere auf deutscher Seite ging man dazu über, Sturmtruppen unter dem Schutz eines Sperrfeuers in einen schmalen feindlichen Grabenabschnitt eindringen zu lassen, um dort einen schnellen Durchbruch zu erzielen. Auch die Alliierten setzten seit dem Herbst 1917 auf überraschende Angriffe nach kurzem Geschützfeuer, wobei man die Infanterie unter dem Schutz von Tanks vorrücken liess. Im Sommer 1918 wurde die Westfront wieder elastisch. Anstatt einen Schützengraben auszuheben, suchten viele Soldaten in Granattrichtern Deckung. Die Heere beschränkten sich zu diesem Zeitpunkt in erster Linie auf MG-Trupps und ihnen beigeordnete Soldaten. Der Übergang zu einem Bewegungskrieg war durch das zuletzt erdrückende Übergewicht der Alliierten an Soldaten und Kriegsgerät ermöglicht worden.

Entgegen der Propaganda aller beteiligten Regierungen konnte keine Seiten einen schnellen Sieg erreichen, im Gegenteil, gegen Ende des Jahres 1914 wurden die Landgewinne immer geringer. Im Stellungskrieg von Flandern kam es an Weihnachten 1914 zu der wohl umfangreichsten Fraternisierung in der Kriegsgeschichte. Auf hunderten von Kilometern Frontabschnitt legte die Frontsoldaten oft spontan die Waffen nieder und trafen sich mit den Gegnern im Niemandsland. Obwohl diese Verbrüderung von den Offiziersstäben rasch unterdrückt wurde, herrschte an einigen Frontabschnitten noch bis in den Januar 1915 hinein eine inoffizielle Waffenruhe. Solche Verbrüderungen wurden in späteren Kriegsjahren zu einer absoluten Ausnahme. Lediglich an der deutschen Ostfront kam es seit 1917 zu derartigen Ereignissen, da die Kampfbereitschaft unter den russischen Soldaten stark gesunken war. Das sich anbahnende Zeitalter der Materialschlachten, das am 21. Februar 1916 mit der deutschen Offensive vor Verdun endgültig begann, führte auch zu einer Veränderung der Kampfmentalität. Trotzdem gibt es bis zum Ende des Kriegs vereinzelte Berichte über einen inoffiziellen Waffenstillstand an manchen Frontabschnitten. Der seit 1915 immer massiver werdende Einsatz von Kriegsmaterial machte persönliche Gesten über die Gräben hinweg nahezu unmöglich.

Der unpersönliche Charakter des Grabenkrieges im Zeitalter der Materialschlachten wird durch die Schätzung belegt, das über 90 % der Todesopfer des Ersten Weltkrieges durch Maschinengewehre oder Geschütze getötet wurden. Trotzdem kam es bei der Erstürmung eines Grabens immer wieder zu grausamen Nahkämpfen, die mit Klappspaten und Bajonetten ausgetragen wurden.

Luftkrieg

Die wenig robusten Flugzeuge zu Beginn des Krieges wurden hauptsächlich zur Fernaufklärung eingesetzt. Doch bereits in diesem Zeitraum erfüllten sie eine wichtige, von den Generälen unterschätzte, Aufgabe.

Als die Briten in Frankreich ankamen, brachten sie gerade einmal 48 Aufklärungsmaschinen mit. Sie erkundeten jeden Tag das Gebiet und meldeten die Feindbewegungen an das Oberkommando. Ihnen war es besonders zu verdanken, dass General Joffre die Offensive an der Marne einleitete.

Das deutsche Heer wollte bei seinem Vormarsch Paris westlich umgehen. Als es plötzlich nach Südosten abdrehte, und dabei eine große Lücke zwischen den einzelnen Armeen hinterließ, wurde dies zuerst von den Fliegern der Royal Flying Corps (RFC) bemerkt. Sie gaben die Nachricht an die französische Kommandokette weiter, die daraufhin den Gegenangriff an der Marne einleiten konnte.

Auf diesem Wege gewann die Luftaufklärung zunehmend an Bedeutung. Als der Stellungskrieg einsetzte, wurden die Flieger auch zu Artilleriekoordinierung eingesetzt, weswegen erste Methoden zu ihrer Bekämpfung entwickelt worden.

Der französische Luftfahrtpionier Roland Garros war der Erste, der ein echtes Jagdflugzeug entwickelte. Er montierte ein Maschinengewehr an der Spitze seines Flugzeugs. Um den Propeller nicht zu beschädigen, verstärkte er ihn mit Stahlplatten. Im Frühjahr 1915 machte er 18 Tage lang über Flandern Jagd auf die Deutschen, bis er bei einer seiner Missionen abgeschossen wurde.

Wenig später baute der Niederländer Anton Herman Gerard Fokker ein Unterbrechergetriebe in sein Fokker E.III ein. Das MG setzte immer dann sein Feuer aus, wenn es den Propeller getroffen hätte. Die ersten erfolgreichen Piloten dieser Maschinen waren Max Immelmann und Oswald Boelcke, die den Ruf der Fokkergeißel begründeten. Bis Anfang 1916 dominierten die Deutschen im Himmel über der Westfront.

Angriffe durch Bombenabwürfe kamen zuerst eher selten vor, wurden aber im Laufe des Krieges verstärkt. Die ersten Bomben wurden von einem deutschen Zeppelin am 24. August 1914 über Antwerpen abgeworfen. Im Dezember des selben Jahres griff man auch die britische Insel an. Die Engländer wiederum konzentrieren sich bei ihren Angriffen auf die Industrie Westdeutschlands und die Zeppelinwerke am Bodensee. Der Erste Weltkrieg war die erste militärische Auseinandersetzung, in der Bomber eingesetzt wurden. Bei diesen handelte es sich um besonders große und stabile Doppeldecker, die Fliegerbomben mit einem Gewicht von teilweise über einer halben Tonne mit sich führten.

Der Erste Weltkrieg war zudem der erste Krieg, in dem frühe Flugzeugträger zum Einsatz kamen. Dazu bauten US-Amerikaner und Briten mehrere ihrer Kriegsschiffe um. Diese frühen Modelle waren nur für den Einsatz von Wasserflugzeugen geeignet, die vom Deck starteten und in der Nähe des Flugzeugträgers landeten, um mit einem Kran an Bord befördert zu werden. Die vor dem Hintergrund des Ersten Weltkriegs beschleunigte Entwicklung von Flugzeugträgern sollte sich während des Zweiten Weltkriegs bei den Kämpfen im Pazifik als entscheidend herausstellen.

Bis 1917 wurden immer wieder schwere Angriffe auf London geflogen, worauf einige Industrien den Betrieb sogar stilllegen mussten. Danach wurden die Luftschiffe, welche eine zu große Angriffsfläche boten und zu unbeweglich waren, zunehmend durch Großflugzeuge abgelöst.

Ab 1916 verloren die Deutschen ihre Lufthoheit wieder. Die Alliierten hatten sich neu organisiert und flogen nun mit einigen robusten Flugzeugen (z.B. Nieuport 11) sehr erfolgreiche Angriffe. Die Deutschen reagierten. Oswald Boelcke bildete einige der besten Flieger aus und vermittelte ihnen sein Kampfwissen (niedergeschrieben in der Dicta Boelcke). Die deutschen Jagdstaffeln (kurz JASTA), insbesondere die JASTA 11, brachten den Alliierten schwere Verluste bei. Nach dem Tod Boelckes wurde Anfang 1917 die JASTA 11 von Manfred von Richthofen geleitet. Er sorgte mit seinen Piloten für den blutigen April, in dem die Alliierten 443 Flieger verloren. Richthofen selber schoss in dieser Zeit 20 Flugzeuge ab, sein Bruder Lothar brachte es auf 15 Abschüsse. Ein anderer Pilot, Kurt Wolf, erlangte in diesem April 22 Luftsiege.

Als 1918 die Amerikaner eintrafen, wendete sich das Blatt. Die Amerikaner waren zwar unerfahren. Die Überlegenheit an der Masse von Flugzeugen konnten die Deutschen jedoch nicht ausgleichen. Ab Sommer 1918 mussten die kaiserlichen Piloten ihr Glück mit Sturzangriffen probieren, da sie sonst keine Chance gegen die alliierten Geschwader hatten. Daraufhin ließ man mehrere Staffeln übereinander fliegen, wodurch die Deutschen weiterhin bedrängt wurden.

Am 21. April 1918 wurde Manfred von Richthofen abgeschossen. Er war mit 80 bestätigten Luftsiegen der erfolgreichste Jagdflieger des Ersten Weltkriegs. Durch den Verlust ihres Idols und durch zunehmende Nachschubschwierigkeiten, verstärkte sich der Druck auf die kaiserlichen Jagdstaffeln.

Zum Kriegsausgang konnten die Luftstreitkräfte wenig beitragen. Der Krieg wurde am Boden entschieden (siehe Artikel Luftkrieg für weitere Informationen).

Seekrieg

Auf den Weltmeeren standen sich zum Anfang des Krieges hauptsächlich die kaiserliche Flotte Deutschlands und die Grand Fleet Großbritanniens gegenüber. Aufgrund der Übermacht britischer Schiffe konnten die Deutschen 1914 nicht in die Offensive gehen, weswegen besonders die alliierte Schifffahrt im Ärmelkanal ohne große Störungen erfolgen konnte. Aufgrund der Zurückhaltung der Mittelmächte, die dem Krieg auf den Schlachtfeldern Frankreichs vorerst größere Beachtung schenkten, konnten die Briten ungestört eine Seeblockade in der Nordsee einleiten. Das Ziel der Blockade war es, Deutschland von allen Zufahrten des Seeweg zu trennen. Um das Ungleichgewicht der Kräfte zu kompensieren, leiteten die Deutschen den U-Boot Krieg ein. Nach anfänglichen Misserfolgen deutscher U-Boote, gelang es der U-9 am 22. September 1914 drei britische Kreuzer zu versenken. Nachdem man die Wirksamkeit der Unterseeboote erkannt hatte, entschloss man sich auch Handelsschiffe zu attackieren, um die Briten von ihrem überlebenswichtigen Nachschub abzuschneiden. Im Überseekrieg erlitten die Deutschen in der Schlacht bei den Falklandinseln eine schwere Niederlage. Als das deutsche Pazifikgeschwader unter der Leitung von Vizeadmiral Maximilian Graf von Spee am 1. November in der Bucht von Coronel zwei englische Kreuzer versenken konnte, entschieden sich die Briten einen Verband in Richtung Falkland zu schicken, da sie befürchteten, von Spee könnte den Hafen Stanley auf den Inseln angreifen. Als von Spee am 8. Dezember den Hafen erreichte, wurde er von einer britischen Übermacht überrascht. In der nachfolgenden Schlacht versenkten die Briten die "Großen Kreuzer" Scharnhorst und Gneisenau. Die verbliebenen deutschen Schiffe konnten zwar vorerst entkommen, wurden aber weniger später aufgespürt und ebenfalls vernichtet. 1915 verschlechterte sich die Lage Deutschlands. Im Gefecht auf der Doggerbank erlitt es am 24. Januar eine Niederlage gegen die Briten. Sämtliche Versuche, die alliierte Seeblockade zu schwächen, schlugen fehl und immer mehr deutsche Schiffe wurden versenkt oder nach schwerer Beschädigung freiwillig aufgegeben. Aufgrund dieser Fehlschläge erfolgte am 4. Februar der Beginn des uneingeschränkten U-Bootkrieges, in dem neben alliierten auch neutrale Schiffe angegriffen werden konnten. Am 7. Mai versenkte die U-20 die Lusitania, was eine internationale Protestwelle auslöste. Die Lusitania war ein bewaffneter Hilfskreuzer, der Waffen und Munition von Amerika nach Europa bringen sollte. Zur Tarnung deklarierte man das Schiff als Passagierdampfer, der unter anderem auch US-Amerikaner beförderte. Obwohl die deutsche Regierung eine Meldung herausgab, in der man vor Reisen nach Großbritannien warnte, waren über 200 Amerikaner an Bord der Lusitania, als diese am 1. Mai 1915 den Hafen von New York verließ. Die Briten wussten, dass der Tod von US-Bürgern den Kriegseintritt der USA bewirken würde. So wurde der Kreuzer Juno vom Geleitschutz der Lusitania abgezogen, und der Kapitän des Schiffes nicht über die Tätigkeiten deutscher U-Boote unterrichtet. Als die Briten schließlich noch die Route änderten, und die Lusitania nicht wie geplant nach Liverpool, sondern nach Queenstown fuhr, steuerte das Schiff ahnungslos auf die U-20 zu. Am 7. Mai versenkte die U-20 das Transportschiff, wobei über 1100 Passagiere starben. Zwischen den USA und dem Deutschen Reich verschärfte sich der Ton. Schließlich drohte Amerika sogar mit einem Eintritt in den Krieg.

Das deutsche U-Boot U 16

Aus Angst um einen amerikanischen Kriegseintritt beendete die deutsche Admiralität Anfang 1916 den Handelskrieg und konzentrierte sich auf die Vernichtung alliierter Kriegsschiffe. Am 31. Mai und 1. Juni kam es zur Skagerrakschlacht, in der 258 Schiffe beteiligt waren. Das Ziel der Deutschen war es, mit ihrer Hochseeflotte die Briten entscheidend zu schwächen. Letztlich endete die bisher größte Seeschlacht der Weltgeschichte mit einem Unentschieden und Deutschland setzte wieder alle Hoffnungen auf den uneingeschränkten U-Bootkrieg. Im Kriegsjahr 1917 führte diese Strategie zwar zu gewaltigen Verlusten unter alliierten und neutralen Handelsschiffen, eine kriegsentscheidende Wendung, wie von den deutschen Führung erwartet, konnte jedoch nicht erreicht werden. Stattdessen trat die USA in den Krieg ein. Zur selben Zeit führten die Entente-Mächte das Konvoisystem ein. Dadurch war es den Booten nicht mehr so leicht möglich, unbewaffnete Handelsschiffe aufzuspüren. Ein Großteil der deutschen U-Boote wurde vernichtet.

Im Mai 1918 eröffneten die Deutschen eine weitere U-Boot-Offensive, wodurch unter den Amerikaner einige Verluste zu beklagen waren. Besonders die U-Boote vor der Ostküste Nordamerikas waren eine große Gefahr für Handelsschiffe und Truppentransporter. Doch letzten Endes war durch den Seekrieg keine kriegsentscheidende Wirkung zu erwarten. Ein großer Teil der U-Boot-Besetzungen war gefallen und die Industrie sah sich außer Stande die zunehmenden Verluste an Booten auszugleichen. Als sich ein Ende des Krieges anbahnte, sollte am 28. Oktober noch einmal ein Großangriff auf die britische Marine stattfinden, worauf der Matrosenaufstand von Kiel losbrach und der Seekrieg somit sein Ende fand.

Giftgas

Der Erste Weltkrieg war der erste Krieg, in dem Giftgas eingesetzt wurde. Der Krieg an der Westfront hatte sich schnell zum Stellungskrieg entwickelt. Geländegewinne waren kaum möglich, da beide Seiten sich in ihren Schützengräben gut eingegraben hatten. Aus militärstrategischer Sicht erforderte diese Situation den Einsatz einer Flächenwaffe, mit der man den Feind von oben beharken konnte. Die klassische Waffe dafür war natürlich die Artillerie. Besonders für die Deutschen ergab sich jedoch das Problem, dass die Sprengstoffproduktion zu keinem Zeitpunkt mit dem Bedarf der Militärs Schritt halten konnte, da es an Rohstoffen mangelte; vor allem an Nitrat, das damals aus Chile über den Atlantik - und damit mitten durch vom Feind kontrolliertes Gebiet - importiert werden musste. Erst später konnte der Nitratmangel durch das Haber-Bosch-Verfahren, mit dem Ammoniak synthetisiert werden konnte, gelindert werden.

In dieser Situation entstand die Idee, statt Sprenggranaten giftige Chemikalien zu verschießen. Eigentlich galt der Einsatz von Gift als unmilitärisch und war laut Haager Landkriegsordnung verboten, aber bei der Entwicklung neuer Kriegswaffen waren ethische Bedenken während des Ersten Weltkrieges meistens kaum vorhanden. Man fing an, nach geeigneten Stoffen zu suchen. Bis Kriegsende hatte man 3.000 verschiedene Substanzen auf ihre Brauchbarkeit als Waffe geprüft.

Erste Versuche

Die ersten, die dann chemische Waffen im weitesten Sinne einsetzten, waren die Franzosen. Die Pariser Polizei hatte vor dem Krieg Tränengas-Munition entwickelt, die bis dahin ungenutzt lagerte. Diese Munition holte man jetzt hervor und probierte sie an der Front aus. Die Patronen waren mit 19 ml Bromessigsäureethylester (ein recht schwaches Tränengas) gefüllt. Sehr bald stellte sich heraus, dass das zu wenig war. Die Munition war für den Einsatz in geschlossenen Räumen entwickelt worden, unter freiem Himmel verdünnte sich der Stoff so sehr, dass dadurch niemand kampfunfähig zu machen war.

Auch die Deutschen starteten ihre ersten Versuche. Zunächst wurden ebenfalls nicht-tödliche Chemiewaffen eingesetzt. Am 27. Oktober 1914 verschossen die Deutschen bei Neuve-Chapelle zum ersten Mal Granaten, die mit Dianisidinchlorsulfonat gefüllt waren, einem feinkristallinen Pulver, das die Schleimhäute von Augen und Nase reizte. Der Erfolg blieb auch hier aus, da sich die verwendeten Stoffe beim Abschuss durch die entstehende Hitze zersetzten. Dieses Problem hatte man den ganzen Krieg durch: Die Chemikalie musste ausreichend giftig sein, aber auch genügend hitzebeständig. Während der Experimente mit Kampfgasen kam man schon früh auf Xylylbromid, das recht giftig und hitzefest war, trotzdem versagte es beim ersten Einsatz an der Ostfront: Es war Januar 1915 und man hatte nicht bedacht, dass Xylylbromid bei tiefen Temperaturen kaum in den gasförmigen Zustand übergeht. Auch hier war also die Konzentration zu gering, um dem Feind ernsthaft zu schaden.

Chlorgase und Blasverfahren

Da man mit durch die Artillerie verschossenem Giftgas augenscheinlich Probleme hatte, erfand man etwas Neues: Man nahm nun Chlorgas, das sehr billig zu erhalten war, da es ein Abfallprodukt der chemischen Industrie war. Um den Stoff zum Feind zu bringen, entwickelte Fritz Haber das Habersche Blasverfahren, mit dem das Chlorgas (schwerer als Luft und daher in Bodennähe konzentriert) nicht verschossen, sondern aus Behältern bei entsprechender Windrichtung in die französischen Schützengräben geblasen wurde.

Zum ersten Mal hatte ein Gaseinsatz durchschlagenden "Erfolg": Am 22. April 1915 fielen in Ypern (Belgien) 5.000 Menschen einem deutschen Chlorgaseinsatz zum Ofer, 15.000 weitere erlitten Vergiftungen. Dieses Datum wird heute als Beginn der chemischen Kriegsführung angesehen.

Gegenmaßnahmen, Phosgen und Senfgas

Die nächste Stufe des Gaskrieges wurde von den Franzosen eingeleitet. Sie verschossen Ende Februar 1916 als erste Granaten mit Phosgen. Auf die Wirkung (und vor allem die Spätfolgen) dieses Kampfstoffs gehen die meisten Gastoten des 1. Weltkriegs zurück. Zu dieser Zeit wurden auch die ersten Gasmasken erfunden. Nach einigen Monaten hatten beide Seiten ihre Soldaten flächendeckend mit Gasmasken ausgerüstet. Die Chemiker reagierten darauf mit einer neuen Entwicklung: Senfgas war ein Kontaktgift und führte zunächst zu schweren Verätzungen der Haut und schließlich zum Tod. Als "Testgelände" verwendeten die Deutschen wieder das Schlachtfeld bei Ypern, im Juli 1917. Seine schädlichste Wirkung entfaltet Senfgas aber an den Augen und in den Atmungsorganen, während die Verätzungen der Haut von den Betroffenen in vielen Fällen überlebt wurden. Senfgas war auf deutscher Seite aufgrund der Markierung auf den Granaten auch als "Gelbkreuz" bekannt.

Die genaue Anzahl der im Ersten Weltkrieg durch Kampfgas Vergifteten und Toten ist nur schwer festzustellen, zumal ein Großteil der Soldaten erst nach dem Krieg an den Spätfolgen verstarb: Schätzungen gehen von ca. 496.000 Vergifteten und 17.000 Toten aus, wobei die Zahl der Toten wahrscheinlich noch höher angesetzt werden muss.

Wirtschaftliches Umfeld

Deutsches Reich

(Für eine detailliertere Abhandlung siehe: Sozial- und Wirtschaftsgeschichte im Ersten Weltkrieg)

Der Erste Weltkrieg unterschied sich in vielerlei Hinsicht von früheren europäischen Kriegen. Für das Deutsche Reich lag einer der Unterschiede darin, dass zum ersten Mal ein Krieg, der außerhalb der heimatlichen Region, sogar außerhalb des Staates geführt wurde, in seinen wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen ganz unmittelbar und in unerwarteter Intensität auf die heimatliche Region und auf den Staat durchschlug. Die durch den Krieg bedingten Engpässe und Veränderungen machten sich sehr schnell bemerkbar. Neben der in dieser Größenordnung noch nicht dagewesenen Mobilmachung von Soldaten gehörte dazu auch das Problem der Finanzierbarkeit des Krieges. Die Kriegsausgaben des Reiches betrugen 1915 24 Milliarden, d. h. das zehnfache der Steuereinnahmen des letzten Friedenshaushalts.

Da aus unterschiedlichen Gründen, unter anderem wegen der Aufrechterhaltung des sozialen Friedens, die Kriegsfinanzierung nicht durch Steuern, sondern durch Kreditaufnahmen erfolgen sollte, kam es von Anfang an zu massiven Eingriffen in die Finanzwirtschaft. Zudem zog dieses Vorgehen natürlich alle negativen Folgen nach sich, die man von einer auf Schulden basierenden Volkswirtschaft kennt.

Die Maßnahmen waren anfänglich noch unter der Voraussetzung getroffen worden, dass der Krieg - entsprechend den Erfahrungen von 1866 und 1870/71 - in wenigen Monaten beendet sein würde. Von dieser Überlegung ging ja auch die Armee aus. Man erwartete von der vorhandenen deutschen Rüstungsindustrie eine ausreichende Versorgung. Erst der Munitionsmangel Anfang November 1914, als nur noch Munition für sechs Tage zur Verfügung stand, zeigte die rüstungswirtschaftlichen Engpässe in aller Deutlichkeit auf. Im Verlauf des Krieges blieben ja sowohl die schnellen militärischen Fortschritte und damit auch die Möglichkeit der Beschlagnahme von Rohstoffen im Feindesland aus. Zudem stürzte die englische Seeblockade die stark importabhängige deutsche Wirtschaft in größte Verlegenheit.


Auf Initiative namentlich von Walther Rathenau und Wichard von Moellendorff von der AEG wurde noch im August 1914 die Kriegsrohstoffabteilung (KRA) ins Leben gerufen. Diese Stelle, bis 1915 unter der Leitung Rathenaus, stand für eine enge Verzahnung von Privatwirtschaft und Staat, allerdings stieß sie schon seit ihrer Gründung auf heftiger Ablehnung von Teilen der Privatwirtschaft. Ihre Hauptaufgabe sah sie in der Versorgung der Privatwirtschaft mit den benötigten Rohstoffen, die daher zentral bewirtschaftet werden mussten. Zudem entstanden "Kriegsgesellschaften", die deren Zahl im Laufe des Krieges auf über hundert stieg. Diese waren ähnlich wie Aktiengesellschaften organisiert.

Im Frühsommer 1916 kam es zu einer massiven militärischen, politischen und wirtschaftlichen Krise, weil die Kriegskosten ins Gigantische stiegen: Mehr als 1/10 des Jahresvolkseinkommens 1913 wird zu dieser Zeit in einem Monat verpulvert. Ab der 5. Kriegsanleihe (September/Oktober 1916) können die Zeichnungsergebnisse nicht mehr mit dem Geldbedarf Schritt halten (zum Deckungsgrad durch die Kriegsanleihen vgl. Tabelle im Artikel Deutsche_Inflation_1914_bis_1923). Darauf wurde das Hindenburg-Programm verkündet, das drastische Maßnahmen zur Steigerung der Wirtschaftskraft verlangte, sowie das "Kriegsamt" neu geschaffen. Die Folgen des Hindenburg-Programms waren aber nicht nur für die Wirtschaft spürbar, sondern auch für die Soldaten und Arbeiter. Denn zur Steigerung der Produktion war es unumgänglich, aus den Armeen eine Fülle von Facharbeitern herauszuziehen. Der Einsatz von Frauen in der Industrie stieg weiter an. Ein allgemeiner Arbeitszwang wurde eingeführt, Kriegsgefangene und (vielfach belgische) Zwangsarbeiter wurden in der Rüstungsindustrie eingesetzt. Nicht "kriegswichtige" Betriebe litten unter dem Entzug der für die Rüstungsindustrie benötigen Rohstoffe und Arbeitskräfte.

Der Erste Weltkrieg in der historischen Forschung

Während in Deutschland in den Jahren nach dem 1. Weltkrieg ein umfangreiches apologetisches Schrifttum zur Abwehr der "Kriegsschuldlüge" (s. dazu: Kriegsschulddebatte) entstand, hielten Historiker der Siegerstaaten weitgehend an der alleinigen Kriegsschuld Deutschlands und seiner Verbündeten fest. In den Jahren nach dem 2.Weltkrieg setzte sich die Ansicht des britischen Premiers Lloyd George durch, nach der die Völker Europas "in den Weltkrieg hineingeschlittert" seien. Erst die Arbeiten des Hamburger Historikers Fritz Fischer stellten dieses Geschichtsbild in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts vehement in Frage. Vor allem mit seinem Buch Griff nach der Weltmacht. Die Kriegszielpolitik des kaiserlichen Deutschland 1914/18 löste Fischer einen ersten "Historikerstreit" aus, der Geschichtswissenschaft und Öffentlichkeit jahrelang beherrschte. Gestützt auf umfangreiches Quellenmaterial (vor allem des Archivs des Auswärtigen Amtes) vertrat Fischer darin die These, dass Deutschland bewusst auf einen Krieg hingearbeitet habe, um die eigene Überlegenheit auszuspielen, bevor die Übermacht der Gegner zu groß würde. Mittlerweile hat sich eine vermittelnde Position durchgesetzt, nach der die deutsche Führung zwar nicht bewusst nach der Weltmacht gestrebt habe, aber einen großen Krieg in ihr Kalkül einbezogen habe. Der Anteil des Deutschen Reiches an der Kriegsschuld muss aber im Kontext mit den anderen europäischen Großmächten betrachtet werden. So wurde auch in Frankreich ein Krieg in Kauf genommen, um dem Deutschen Reich nicht nur das Elsass, sondern auch die Vormachtstellung auf dem europäischen Festland wieder zu entreißen. Die Ermordung des bekannten Kriegsgegners Jean Jaurès am 31. Juli 1914 war Ausdruck einer am Vorabend des Krieges in Teilen der französischen Gesellschaft herrschenden Stimmung.

Die jüngste Forschung konzentriert sich darauf wie der Krieg im Alltag der Menschen erfahren wurde. Regionalgeschichtliche Forschungen konnten auch die Annahme einer allgemeinen Kriegsbegeisterung im August 1914 widerlegen.

Literatur