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Panorama Polizei vereitelt Bombenanschlag

Die Polizei hat einen Anschlag auf das jüdische Gemeindezentrum in München vereitelt. Neonazis hatten geplant, einen Bombenanschlag bei der Grundsteinlegung zu verüben.

Der von Münchner Neonazis geplante Sprengstoffanschlag sollte dem neuen jüdischen Gemeindezentrum im Herzen München gelten. Wie die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern am Donnerstagabend mitteilte, wollten die Rechtsextremisten den Sprengsatz bei der Grundsteinlegung für die neue Hauptsynagoge, das Gemeindezentrum und das Jüdische Museum der Landeshauptstadt am 9. November zünden. Die Polizei hatte am Dienstag bei den Verdächtigen 1,7 Kilogramm TNT sichergestellt. Generalbundesanwalt Kay Nehm hat die Ermittlungen übernommen. Es bestehe der Verdacht der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, bestätigte am Abend die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe.

An den Feierlichkeiten zu der Grundsteinlegung des jüdischen Gemeindezentrums sollten unter anderem Bundespräsident Johannes Rau, der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU), Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) sowie der frühere Oberbürgermeister und SPD-Chef Hans-Jochen Vogel teilnehmen.

"Anschlag gegen die Demokratie"

"In diesem Zusammenhang wäre das nicht nur ein Anschlag gegen uns, sondern gegen alle demokratischen Institutionen und Menschen gewesen", sagte die Präsidentin der Kultusgemeinde, Charlotte Knobloch. Bayerns Innenminister Günther Beckstein (CSU) erklärte, die Sicherheitsbehörden hätten eines der empörendsten Verbrechen der deutschen Nachkriegszeit verhindert. Nun müsse bundesweit der Kampf gegen den Rechtsextremismus verstärkt werden.

Die "Süddeutsche Zeitung" berichtet in ihrer Freitagausgabe, die Bombe sollte in der Nacht zum 9. November gezündet werden. Wie das Blatt aus Kreisen der Ermittler erfahren haben will, erklärten dies einige der gefassten Neonazis bei den Vernehmungen. Ein Anschlag auf das Gemeindezentrum wäre "ein nicht zu überbietendes politisches Fanal" gewesen, zitiert die "SZ" Sicherheitsexperten.

14 Kilogramm Sprengstoff sichergestellt

Am Dienstag hatten die Ermittler 14 Kilogramm Sprengstoff sichergestellt - darunter 1,7 Kilogramm TNT - und so einen möglichen Sprengstoffanschlag vereitelt. Der Sprengstoff hätte "sehr schnell" einsatzbereit gemacht werden können. Außerdem wurden zwei Handgranaten und Munition, Schusswaffen, mehrere Stichwaffen, eine Streitaxt, Sturmhauben und umfangreiche schriftliche Unterlagen sichergestellt. Vier Rechtsextremisten der so genannten "Kameradschaft Süd" waren verhaftet worden, unter ihnen der Anführer Martin Wiese.

Wiese hat nach Angaben des Bayerischen Landesamtes für Verfassungsschutz bundesweit Kontakte, unter anderem zu dem Neonazi- Führer Steffen Hupka aus Sachsen-Anhalt sowie dem Hamburger Neonazi Christian Worch. Wiese hatte mehrere Demonstrationen gegen die Wehrmachtausstellung angemeldet. Mit anderen Mitgliedern der "Kameradschaft Süd" war er bei einer antiamerikanischen NPD-Demonstration im März am Truppenübungsplatz Wunsiedel sowie bei einer Gedenkveranstaltung für den Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß im August in Wunsiedel aufgetreten. Ein gut Teil der rund 25 Mitglieder der "Kameradschaft Süd" komme aus den neuen Bundesländern.

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