Holstentor (Lübeck) Beginn Neubearbeitung, muss aber noch viel gründlicher umgebaut werden, zu viele sachliche Lücken.

Blick vom Holstentorplatz auf das Holstentor (Feldseite).
Stadtseite des Holstentores 2015
Blick auf das Holstentor von der Petrikirche herab
Blick auf das Holstentor von Westen (Feldseite) in Richtung der Altstadt. Links die Doppeltürme der Marienkirche. Rechts der Turm der Petrikirche, davor die historischen Salzspeicher.
Das Holstentor im Jahre 1961

Das Holstentor („Holstein-Tor“) ist ein Stadttor, das die Altstadt der Hansestadt Lübeck nach Westen begrenzt. Es ist das Wahrzeichen der Stadt. Das spätgotische Gebäude gehört zu den Überresten der Lübecker Stadtbefestigung. Es ist neben dem Burgtor das einzige erhaltene Stadttor Lübecks.

Aussehen

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Das Holstentor besteht aus Südturm, Nordturm und Mittelbau. Es hat vier Stockwerke, wobei das Erdgeschoss im Mittelbau entfällt, da sich hier der Durchgang (das Tor) befindet. Die nach Westen (stadtauswärts) zeigende Seite wird als die Feldseite bezeichnet; die stadteinwärts weisende Seite ist die Stadtseite.

Die beiden Türme und der Mittelbau scheinen von der Stadtseite gesehen eine Einheit zu sein. Zur Feldseite sind sie deutlich voneinander abgesetzt. Die beiden Türme stehen hier halbkreisförmig vor und liegen am weitesten Punkt ihres Radius 3,5 Meter vor dem Mittelbau. Auf den Türmen sitzt je ein kegelförmiges Dach; der Mittelbau ist von einem Giebel besetzt.

Der Durchgang und die Inschriften

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Der Durchgang war früher zur Feldseite mit zwei Torflügeln versehen, die nicht erhalten sind. Ein „Fallgatter“ wurde erst 1934 angebracht und entspricht nicht den ursprünglichen Sicherungsanlagen. An dieser Stelle befand sich einst ein so genanntes Orgelwerk, bei dem die Eisenstangen einzeln und nicht als Ganzes heruntergelassen wurden. So war es möglich, alle Stangen bis auf eine oder zwei bereits zu senken und dann abzuwarten, um den eigenen Männern noch ein Hindurchkommen zu ermöglichen oder durch die Verengung des Durchganges ein Einfallen feindlicher Kavallerie oder Fahrzeuge unter geringstem Aufwand zu verhindern.

Über dem Durchgang ist auf der Stadt- wie auf der Feldseite je eine Inschrift angebracht. Auf der Stadtseite lautet sie S.P.Q.L., eingerahmt von den Jahreszahlen 1477 und 1871; ersteres war das vermeintliche Datum der Erbauung (tatsächlich allerdings 1478, wie man inzwischen weiß), letzteres das Datum der Restaurierung sowie der Gründung des Deutschen Reiches. Die Abkürzung S.P.Q.L. steht für das lateinische Senatus populusque Lubecensis (Senat und Volk von Lübeck), nach dem Vorbild des altrömischen S.P.Q.R. (Senatus populusque Romanus – Senat und Volk Roms). Diese Inschrift wurde erst 1871 angebracht; in früherer Zeit hätte eine Inschrift auch wenig Sinn gehabt, da der Blick auf die unteren Bereiche des Holstentors von der Stadtseite aus durch hohe Mauern versperrt war..

 
Inschrift Feldseite: CONCORDIA DOMI FORIS PAX

Auf der Feldseite steht Concordia domi foris pax („Eintracht innen, draußen Friede“). Auch diese Inschrift stammt von 1871 und ist eine verkürzte Form des Spruchs, der zuvor auf dem (nicht erhaltenen) Vortor gestanden hatte: Concordia domi et foris pax sane res est omnium pulcherrima („Eintracht innen und Friede draußen ist in der Tat das Schönste von allem“, siehe Äußeres Holstentor).

Befestigungen der Feldseite

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Funktionsgemäß sind die Feld- und die Stadtseite sehr unterschiedlich gestaltet. Während die Stadtseite reich mit Fenstern geschmückt ist, wäre eine solche Ausstattung zur Feldseite angesichts der erwarteten Gefechtssituationen unpassend gewesen. Zur Feldseite zeigen daher außer den Schießscharten in den Türmen nur wenige kleine Fenster im Mittelbau. Außerdem ist das Mauerwerk von Schießscharten durchsetzt. Auch die Mauern sind zur Feldseite hin mit 3,5 Metern erheblich dicker als zur Stadtseite (unter 1 Meter). Möglicherweise war auch geplant, das Tor von der Stadtseite im Notfall schnell zu zerstören, damit es einem Feind nicht in die Hände fiele.

In jedem Turm befanden sich im Erdgeschoss, im ersten und im zweiten Obergeschoss je drei Geschützkammern. Diese sind im Erdgeschoss nicht erhalten. Da das Bauwerk im Laufe der Jahrhunderte im Erdboden eingesunken ist, liegen sie mittlerweile 50 Zentimeter unter dem Erdboden und noch unterhalb des neuen Fußbodens. Im ersten Obergeschoss gibt es zusätzlich zu diesen Kammern noch zwei Schießscharten für kleinere Geschütze, die über und zwischen den drei genannten Kammern lagen. Kleinere Öffnungen gibt es auch im dritten Obergeschoss, wo für Handfeuerwaffen nach vorne und nach unten weisende Scharten eingelassen sind.

Der Mittelbau hat keine Schießscharten. Die über dem Durchgang liegenden Fenster dienten auch dazu, einen eindringenden Feind mit Pech oder kochendem Wasser zu übergießen.

Ornamentierung

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Die auffälligsten nicht unter praktischen Gesichtspunkten angebrachten Ausschmückungen sind die zwei so genannten Terrakottabänder, die rund um das Gebäude laufen. Sie bestehen aus einzelnen Platten, die meisten davon quadratisch mit einer Kantenlänge von 55 Zentimetern. Sie zeigen jeweils eines von drei unterschiedlichen Ornamenten: vier heraldische Lilien, ein Gitter oder vier Distelblätter. Diese immer wiederkehrenden Symbole haben keine feste Reihenfolge, nach je acht solcher Platten folgt jedoch folgt stets eine Platte in Form eines Wappenschilds, der entweder den Lübschen Wappenadler oder einen stilisierten Baum zeigt. Diese Schilde sind von zwei Männerfiguren als Wappenträgern eingerahmt.

Die Terrakottabänder wurden bei der Restaurierung zwischen 1865 und 1870 erneuert. Nur drei der ursprünglichen Platten sind als Museumsexemplare erhalten. Die neuen Platten sind keine genauen Nachbildungen der alten; vielmehr erlaubte man sich bei der Wiedergabe der Motive einige Freiheiten, zum Beispiel in der Gestaltung des Wappenadlers.

Das Innere

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Nachgebildete Kanone im Holstentor

Die Innenräume der Türme sind gleichartig gestaltet. Das Erdgeschoss und das erste Obergeschoss haben die höchsten Decken, während die darüber liegenden Stockwerke deutlich niedriger sind. In jedem Turm befindet sich an der Seite zum Mittelbau hin eine Wendeltreppe; die Verbindung zwischen den Türmen wird in jedem Geschoss durch die Räume des Mittelbaus hergestellt. Im Nordturm wurde 1934 im Zuge einer geplanten Neugestaltung die Decke zwischen dem zweiten und dem dritten Obergeschoss entfernt und durch eine umlaufende Galerie ersetzt. Der heutige Raumeindruck entspricht also nicht der ursprünglichen Anlage.