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{{Lückenhaft}} Fehlt: Literaturbelege zum Neokeynesianismus; beide Theorien könnten ausführlicher dargelegt werden. -- Dingo 137.193.16.104 23:23, 8. Aug 2004 (CEST)

Dieser Artikel redet viel über Keynesianismus, aber wenig vom Keynesianismus. "Die Kernaussage besteht darin, dass die Wirtschaftsentwicklung sich nach der Konsum-Nachfrage richtet" ist schon zu Allererst kompletter Unsinn. Hier redet einer über etwas, was er nicht kennt.

Keynes zentrales Anliegen war es nachzuweisen, dass es ein marktwirtschaftliches Gleichge- wicht mit Unterbeschäftigung geben kann. Man sucht in dem Artikel vergeblich etwas von diesem Unterbeschäftigungsgleichgewicht . Ein Indiz dafür, dass hier jemand irgendwo etwas abgeschrieben hat? Wahrscheinlich von einem neoliberal motiviertem Autor?

{{Lückenhaft}} es fehlt eine Darstellung des Keynesianismus; der Artikel ist nichts anderes als eine Aufzählung der üblichen Vorurteile Tawn 23:23, 17. Jan 2005 (CET)


Ernst Dorfner


Über Keynes hinaus: Spending & Collecting

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geschrieben von Ernst Dorfner

Oder: Lehre aus dem Taxos-Vorschlag: Der Staat muss nicht den Mehrwert mit seinen Schulden versilbern

1. Eine Renaissance von Keynes?

In einem Gespräch mit „freitag“ vom 10.12 2004 meint der den Deutschen Gewerkschaften zugeneigte "Wirtschaftsweise" Peter Bofinger: „.... Während die Vereinigten Staaten ein hohes Leistungsbilanzdefizit aufweisen, haben wir einen sehr hohen Leistungsbilanzüberschuss. Wenn hier immer gesagt wird, jeder Säugling kommt mit 18.500 Euro Schulden zur Welt, wird unterschlagen, dass dem der gleiche Betrag an Staatsanleihen gegenübersteht. Dieses "wir müssen sparen" artet zum Kult aus, und alle orientieren sich an der wenig durchdachten "Geiz-ist-geil-Mentalität". Die Staatsverschuldung darf man zwar nicht aus den Augen verlieren, doch viel wichtiger ist, was in Sach- und Humankapital investiert wird. Die zukünftige Generation lebt davon, wie unsere Infrastruktur ausgestattet ist und was sie in den Köpfen hat.“

Zum ersten Satz: Der hohe Leistungsbilanzüberschuss drückt sich in Euros aus. Stellt man jedoch gegenüber, was in Osteuropa bis Asien an Arbeitsstunden nach Deutschland exportiert werden muss, damit eine deutsche Arbeitsstunde importiert werden kann, dann schaut die Sache wohl ganz anders aus. So werden mit jeder in dem Export von hochwertigen Investitionsgütern enthaltenen Arbeitsstunde mindestens vier in Konsumartikeln enthaltene Arbeitsstunden importiert, was zur Überschwemmung unserer Kaufhäuser mit Konsumgütern – gerade auch Markenware -- aus dem Import führt und heimischen Betrieben und heimischen Arbeitskräften in diesem Bereich kaum mehr ein Chance gibt. Dieses reale, in Arbeitsstunden gemessene Leistungsbilanzdefizit ist so mit Ursache für die Krise des Sozialstaates.

Aber, so die Frage, muss dies nicht als Paradoxie gesehen werden? Ist es denn nicht schon immer das egoistische Bestreben jedes Menschen, andere für sich arbeiten zu lassen? Also müsste in Deutschland doch schon längst das Recht auf Faulheit ausgerufen sein. Warum aber haben die Deutschen dann so große soziale Probleme?

Zum zweiten Satz: Dass dieser aus dem Mund eines der Gewerkschaft nahestehenden Ökonomen kommt, ist mehr als verwunderlich. Oder ist das vielleicht provozierend zu verstehen? In dem Sinn: „Warum schreit ihr, ihr Geldvermögensbesitzer, die ihr doch davon den Profit habt? Warum opponiert ihr Vermögenden gegen die weitere Verschuldung des Staates? Niemand nimmt euch damit etwas weg. Im Gegenteil!“

Nein, doch nicht provozierend! Besondere Aufmerksamkeit verdienen nämlich die beiden nächsten Sätze. Bofinger stellt hier gleichsam in einer Bilanz dem Vermögen in Form von neugeschaffenen Sach- und Humankapital auf der Aktivseite die Staatsschulden auf der Passivseite gegenüber. Kann das aber so gesehen werden? Klar ist vorerst einmal, dass die Schulden aus den aufgenommenen Krediten den Staat belasten. Aber ist der Staat auch der Eigentümer des aktivseitigen Vermögens? Oder anders gefragt: Ist das überhaupt Vermögen, was da fiktiv auf der Aktivseite „verbucht“ wird?

Beim Titel „Humankapital“ wird dies schnell sichtbar. Der Eigentümer von Humankapital kann doch immer nur der einzelne Mensch sein, der ein bestimmtes Wissen in seinem Kopf und Fähigkeiten in Händen hat. So lange aber dieser Mensch nicht im Eigentum des Staates ist, kann auch Humankapital für den Staat kein Vermögen darstellen. Denn als Vermögen im Sinne der Finanzbuchhaltung kann etwas nur sein, das als Eigentum veräußerbar ist. So wie Karl Eugen von Württenberg noch seine Untertanen als Söldner an die Briten im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg verkauft hatte. Heute muss aber auch der Staat – so wie jeder Private - dieses Humankapital erst per Vertrag mit seinem Eigentümer erwerben. Und was ist mit dem Sachkapital? Dieses mag formal im Eigentum des Staates sein, aber stellt es deshalb auch schon Vermögen dar? Vermögen im oben beschriebenen Sinn der Veräußerbarkeit. Und zwar zu einem Preis, der die gegenüberstehenden Schulden in etwa zu tilgen vermag. Dies gelingt nur dort, wo diese „Vermögensgegenstände“, die einem kollektiven Konsum üblicherweise frei zugänglich sind, kapitalistisch be- und verwertet werden können. Womit der Staat selbst zum kapitalistischen Unternehmen wird, das dem Fremdkapital auf der Passivseite sein Vermögen auf der Aktivseite gegenüber stellt, dessen informelle Eigentümer aber die Gläubiger des Staates sind.

Wo dies aber nicht gelingt, zeigt sich, dass die Beweggründe der Schuldenaufnahme durch den Staat ja andere sind. Es geht nicht um Geld, das kollektiv in kollektives Sachvermögen des Staates gesteckt, sondern um Geld, mit dem die Bedienung der Schulden der privaten Unternehmen zu Lasten des Staates und letztlich der sozialen Transfereinkommen alimentiert wird. Und zwar dann, wenn die laufende Investitions- und Verschuldungsbereitschaft der Wirtschaft selbst nicht mehr ausreicht, genügend Volkseinkommen zu schaffen, um die schon vorhandene Gütermenge zumindest schuldendeckend verkaufen zu können.

Lesen wir bei Bofinger doch weiter: „Die meisten Kommentatoren des Wirtschaftsgeschehens reden aus der Sicht des Einzelhaushaltes einer durchschnittlichen Familie. Kommt diese Familie mit ihrem Finanzbudget nicht zurecht, wird der Haushalt mit einem Sparprogramm wieder ins Lot gebracht. Das ist auch vernünftig. Journalisten und Politiker übertragen eine solche Situation gerne auf den Staat, und damit scheint die Lösung des Problems sehr einfach. So ist es aber nicht, weil der Staat anders funktioniert als ein Einzelhaushalt. Die Einnahmen einer Familie werden unabhängig von den Ausgaben erzielt. Dagegen schlagen die Ausgabenkürzungen des Staates auch auf der Einnahmenseite zu Buche. Den meisten Menschen ist nicht klar, dass der Staat weniger einnimmt, wenn er spart. Deshalb meinen sie, wenn Finanzminister Hans Eichel noch mehr sparen würde, bekäme er auch sein Budget in den Griff. So hören wir es bei der Haushaltsdebatte, fast jeden Sonntag bei Sabine Christiansen und lesen es in den Zeitungen. Dass Eichels Sparkurs Rückwirkungen auf die konjunkturelle Lage und damit auch auf die Einnahmesituation und auch auf die Ausgaben für Arbeitslose hat, das lassen die Leute außen vor. Doch genau hier liegt der fundamentale Unterschied zum privaten Haushalt...“

Wenn Bofinger hier nicht zu Unrecht die Betrachtung des Staates als Haushalt anprangert, so ist er seinerseits wiederum in seiner Betrachtung des Staates auschließlich im Sinne eines marktwirtschaftlichen Unternehmens zu kritisieren.

Ziehen wir eine Grenze, wo diesseits derselben auch noch andere Bereiche des menschlichen Zusammenwirkens existieren, die nicht marktwirtschaftlichen Kriterien unterworfen sind, jenseits derselben aber es nur mehr den Markt gibt: Dann muss es erstaunen, dass Bofinger als eher linker Wirtschaftswissenschaftler seine Intentionen auf Ansichten aufbaut, die jenseits dieser Grenze gegründet sind. Dies zeigt allein schon die Verwendung der Wörter Humankapital und Sachkapital. Womit der Staat als Teil des marktwirtschaftlichen Systems gezeichnet wird, und nicht die Marktwirtschaft als struktureller Teil des Gemeinwesens.

Das wird dann auch schnell deutlich, wenn das betrachtet wird, was Bofinger mit seinen Worten umschreibt. Er plädiert ja damit für eine noch weitere Verschuldung des Staates durch Aufnahme von Bankkrediten. Und meint, angesprochen auf das private Unternehmen neben dem privaten Haushalt: „Aus Sicht des Privathaushaltes sind Schulden etwas Schlechtes. Doch aus Sicht eines Unternehmens sind Schulden gar nicht so schlecht. Es kommt ganz darauf an, was das Unternehmen mit seinen Schulden macht. Nimmt ein Unternehmer zum Bau einer neuen Produktionsanlage einen Kredit auf, um wettbewerbsfähig zu bleiben, wäre es falsch, diese Schulden nicht zu machen. Nimmt er hingegen Geld auf, um sich einen neuen Porsche zu kaufen, hat das Unternehmen höhere Zinslasten. Das ist schlecht, weil das Kapital nicht in die Produktivität investiert wurde.“

Damit aber wird immer noch nicht klar, was der Unterschied ist zwischen der Verschuldung des privaten Haushalts, der des privaten Unternehmens, und der Staates. Irgendwie spielt Bofinger das locker hinweg, wenn er – wie schon erwähnt -- meint: „... Den meisten Menschen ist nicht klar, dass der Staat weniger einnimmt, wenn er spart. Deshalb meinen sie, wenn Finanzminister Hans Eichel noch mehr sparen würde, bekäme er auch sein Budget in den Griff. ... Dass Eichels Sparkurs Rückwirkungen auf die konjunkturelle Lage und damit auch auf die Einnahmesituation und auch auf die Ausgaben für Arbeitslose hat, das lassen die Leute außen vor...“

Es ist schon richtig, dass der Staat auch mehr einnimmt, wenn er mehr ausgibt. Die Frage ist jedoch, ob er mehr einnimmt, als er mehr ausgegeben hat. Ob also der Saldo von Einnahmen und Ausgaben ein positiver oder eine negativer ist. Hier aber müsste Bofinger bekennen, dass dieser Saldo bisher stets negativ gewesen ist. Darum kratzt Bofinger in letzter Konsequenz auch die Kurve, wenn er auf die Frage: „Wer investiert, braucht Märkte, also zahlungsfähige Kunden. Sie haben kürzlich gesagt, es wäre sinnvoll, die Löhne und Gehälter um real drei Prozent zu erhöhen. Im Moment ist niemand zu sehen, der eine solche Forderung durchsetzen könnte.“. so antwortet: Wenn Unternehmen stolz darauf sind, dass sie einige Nullrunden gefahren haben oder die Arbeitszeit verlängert wurde, was ja auch eine Form der Lohnsenkung ist, dann ist das genau so, als wenn ein Bauer stolz darauf ist, dass er seiner Kuh weniger Futter gibt und sich dann über die schlechte Milchleistung wundert. Das ist kein Gedanke von mir. "Wer meine Auffassung kennt, weiß, dass zu dieser Konzeption als wesentliches Element eine freizügige Lohnentwicklung gehört", sagte Ludwig Erhard, und er sagte auch, der offene Widerstand der Arbeitgeber gegen Lohnerhöhungen passe nicht in das System der Marktwirtschaft. Es reicht eben nicht aus, nur Gewinne zu machen. Das gesamte System muss organisch wachsen. Und wenn Unternehmen mit ihren Gewinnen nur Aktionäre bedienen und Kredite abbezahlen, haben weder der Staat noch der Arbeitnehmer etwas davon.“

Es ist schon richtig, dass die Unternehmer insgesamt heute in der Produktion ein Mehr ausgeben müssen, um mit diesen Einkommen dann die heute schon fertigen Produkte mit Preisen verkaufen zu können, mit denen sie ihre Kredite samt Zinsen bedienen und Gewinne einfahren können. Ob dies allerdings so läuft, wie Bofinger sich das vorstellt, darf aus mehrfachen Gründen bezweifelt werden. Es können ja nur die höhere Lohneinkommen bekommen, die einen Arbeitplatz haben; ob die nun aber so viel mehr konsumieren, dass hier Anreize für neue Arbeitplätze am heimischen Markt entstehen; und wenn sie mehr konsumieren: von welchen Arbeitsplätzen wo auch immer dann das Mehr kommt. Dies alles bleibt sehr fraglich. Und ist sicher nicht geeignet, das Vertrauen der Unternehmen in die zukünftigen Erwartungen positiv zu beeinflussen. Und zwar in einem Ausmaß, dass diese von sich aus wieder mehr zu investieren beginnen.

Bofinger kritisert die gegenwärtigen Reformen als Stückwerk, offeriert aber selbst auch nur solches: „Aber unser Problem besteht auch darin, dass sich der Staat über Sozialabgaben finanziert, und zwar in einem Maße, wie das kein anderer Staat tut. Diese Fehlernährung hat ihren Grund in der Finanzierung der Einheit über Sozialabgaben. Richtiger wäre es gewesen, die Einheit über Steuern zu finanzieren.“

2. Keynes, Retter des Kapitalismus

Damit findet auch er nicht aus dem selbstgebauten Labyrinth der Schulwissenschaft hinaus. Er tritt zu kurz, wenn auch er die Meinung vertritt, dass mit der Finanzierung über die Sozialabgaben gewissermaßen die Unternehmen bei der Finanzierung des Staates außen vorbei gelassen würden. Sie müssen ja nicht nur für ihre „eigenen“ Einkommenssteuern aufkommen, sondern müssen ja nahezu alle Steuern und Abgaben über Kredite vorfinanzieren – von der Lohnsteuer bis zur Mehrwertsteuer und den Sozialabgaben. Dies alles sind dann die Kosten, die sie aber über die Verkaufspreise auch wieder hereinbekommen müssen. Die Crux aber ist, dass dieses nicht sicher ist, sondern nur Hoffnung. Eine gewisse Umschichtung der Steuer- und Abgabelasten weg von der Belastung der menschlichen Arbeit hin etwa auch zu Unternehmenssteuern mag zwar einen allokativen Effekt haben, aber kaum einen konjunkturellen. Dazu sind die Unterschiede in den Arbeitskosten gegenüber den Niedriglohnländern einfach zu groß.

Einen Ausweg aus diesem Dilemma wird auch Bofinger und werden die Gewerkschaften erst dann finden, wenn sie sich von dem Slogan trennen, der ihnen da von den Neoliberalen eingepflanzt wurde: Nämlich: „Nur die Wirtschaft kann Arbeitsplätze schaffen.“

An dieser Vorstellung werden auch sie so lange hängen, wie sie den Widerspruch zwischen dem allein dem Staat als Gemeinwesen zustehenden Zwangszugriff auf fremdes Eigentum zur Bereitstellung kollektiv genutzter Güter und seiner eigenartigen heutigen Ausgestaltung in Form von monetären Steuern und Abgaben nicht sehen. Heute kann der Staat erst dann zum Auftraggeber der Wirtschaft werden, nachdem ihm diese ausreichend Geldmittel über die Steuern zur Verfügung stellt. Diese Zur-Verfügungstellung kann aber nur soweit erfolgen, als das einzelne Unternehmen sich sicher genug fühlt, seine auch dafür aufgenommenen Kreditschulden samt Zinsen auch wieder tilgen zu können.

Damit aber spielt der feine psychologische Unterschied zwischen einen Auftrag erhoffen und einen Auftrag erhalten haben eine sicher nicht unbedeutende Rolle. Genauer gesagt: Einen aus Steuermitteln finanzierten Auftrag seitens des Staates später zu erhoffen oder bereits erhalten zu haben. Es macht einen Unterschied gerade bei den angebotenen Arbeitsplätzen, ob der Baumeister für Private sechs Häuser errichtet und hierfür soviel Steuern zahlen muss, dass damit dann der Staat den Baumeister vielleicht mit den Bau von 4 weiteren Häuser beauftragen könnte, oder ob der der Staat gleich mit den ersten sechs Häusern der Privaten den Baumeister zum Bau vier weiterer „zwingt“ und sich diese als Steuern aneignet. Dieses Beispiel sollte allerdings nur als grobe Denkhilfe gesehen werden. In der Realität müsste der ganze Vorgang verfeinert werde, und zwar dadurch, dass der Baumeister so nicht gezwungen wird, sondern einen Auftrag erhält, der nun aber mit Steuergutschriften bezahlt wird.

Es geht also darum, dass der Staat von sich aus Arbeit und Arbeitplätze schafft - und zwar auch Arbeitsplätze direkt in der Wirtschaft, oder indirekt neben dieser, aber in diese hineinwirkend - durch eine andere Logistik der Erhebung von Steuern und Abgaben. Gewissermaßen mit einem direkten Zugriff aus Waren und Leistungen, und nicht auf Geld. Damit kann mit der gleichen Verschuldung aus Kreditaufnahmen der Wirtschaft ein Mehr an Arbeitsplätzen und ein Mehr an Produkten im Vergleich zu gängigen Logik der Besteuerung finanziert werden. Wir haben damit also ein reales (güterwirtschaftliches) Wachstum, ohne dass sich die Wirtschaft hierfür höher verschulden müsste also ohne monetäres Wachstum. Wir haben damit aber mit der gleichen Verschuldung der Wirtschaft auch ein Mehr an realen Steuererträgen, da ja nun die Gesamtverschuldung allein die Steuerbasis bildet, während bislang diese Gesamtschulden in Steuerbasis und die darauf erhobene Steuern aufgesplittet werden.

Abgewickelt wird diese neue Art der Steuererhebung über Steuergutschriften („Taxos“), mit denen der Staat seine Auftrage an die Wirtschaft bezahlt. Zu der Nachfrage aus Einkommen (Einkommen I), die aus den vorfinanzierten Kosten der Wirtschaft hervorgehen, kommt also nun auch die Nachfrage aus den Steuergutschriften (Einkommen II). Damit können nun aber mit den Einkommen I, die aus den vorfinanzierten Kosten der Wirtschaft hervorgehen, nicht mehr all die damit hergestellten Produkte gekauft werden. Ein Teil von ihnen wird ja vom Staat mit dem Einkommen II direkt oder indirekt angeeignet. Damit aber steigen die Preise über die ursprünglichen Stückkosten, was sie ja auch im herkömmlichen System durch die Besteuerung tun.

Die Steuergutschriften, die Taxos, sind übertragbar und können von jedem Steuerpflichtigen zur Zahlung der Steuern verwendet werden. Damit werden sie auch rasch allgemeines Zahlungsmittel neben dem Geld, das so lange umläuft, bis sie nach der Einhebung durch den Staat zur Begleichung von Steuern – so wie alle Gutschriften – vernichtet werden. Was nichts anderes heißt als: Die (Steuer-) Forderung des Staates wird mit einer Verbindlichkeit des Staates getilgt. Der Saldo ist dann Null.

Dieser Vorschlag unterscheidet sich damit vom bekannten Deficit spending des Staates. Mit diesem wird ja die Gesamtverschuldung der Wirtschaft mit einer Verschuldung des Staates bei den Banken alimentiert. Das heißt: Der Staat nimmt Kredite auf, damit die Wirtschaft damit zusätzlich zu den Einnahmen aus der eigenen neuen Kreditaufnahmen zu Gesamteinnahmen kommt, mit denen die alten Kredite samt Zinsen getilgt werden können. Wenn also mit Keynes’ Politik auch zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden, so geht es letzten Endes darum, dass „Unternehmen mit ihren Gewinnen nur Aktionäre bedienen und Kredite abbezahlen“.

Mit der Änderung der Logistik der Besteuerung bzw. der Einführung Taxos wird die Bedienung der Aktionäre und Abbezahlung der Kredite der Unternehmen nicht alimentiert, ebenso wie sie mit der derzeit verfolgten neoliberalen Wirtschaftspolitik es nicht wird. Deshalb sollten sich die Gewerkschaften darob auch nicht den Kopf zerbrechen. Es ist nicht Aufgabe des Staates, mitzuhelfen, „den Mehrwert zu versilbern“ wie Karl Marx formulierte.

Überhaupt sollte die Gewerkschaft mehr von Marx lernen, dabei aber die über 2000 Seiten des „Kapitals“ ungelesen lassen. Seine Beschreibung des Kapitalismus mit nur fünf (5) Worten wird aber durch keine andere Aussage übertroffen: „Kaufen um teurer zu verkaufen.“ (Kapital I, S. 162) Das ganze Rätsel dreht sich nur darum, wie das möglich ist. Aber wenn man auch keine Antwort weiß: All die pragmatischen Vorschläge der Linken, der Gewerkschaften, von attac, .. basieren darauf, dass dies so weiter geschieht. So soll etwa mit der Tobinsteuer ein Vorgang besteuert werden, in dem es auch um das „Kaufen um teurer zu verkaufen“ geht. Was gekauft und verkauft wird, ist also nur von sekundärer Bedeutung. Ob es etwas ist, das schon da ist – wie ein Bild von Rubens oder Van Gogh – oder etwas ist, dass erst durch heutige Arbeit zustande kommt, ist für die Händler nicht von Interesse. Gut ist letzteres aber für die „Sekundären“: Die Bezieher von Arbeitseinkommen. Darum kommt die Keynes’sche Nachfragepolitik bei den Gewerkschaften auch besser an wie die neoklassische Angebots- bzw. Sparpolitik. Es geht um die Möglichkeit des Mitnaschens.

3. Über Keynes hinaus: Spending&Collecting

Es wäre jedoch nur ein kleiner Schritt, das zu ändern. Das, was weiter oben mit dem Taxos-Vorschlag beschrieben wird, könnte auch mit dem herkömmlichen Deficit spending umgesetzt werden. Der Staat müßte nur ein Mehr an Ausgaben über zusätzliche Verschuldung durch einen relativ gleich hohen Nachtrag auf alle Einkommenssteuern im Folgejahr wieder einziehen. Dann kann damit nicht „der Mehrwert versilbert“ werden, sondern wird der Staat seine zusätzliche Verschuldung rasch wieder tilgen, so dass nur geringe Zinskosten anfallen. Ich nenne dies im Unterschied zum Deficit spending nun „Spending&Collecting“, kurz S&C. Das Collecting stellt dabei nichts anderes dar, als den individuellen Beitrag jedes Einkommensbeziehers bei der Bereitstellung kollektiv genutzter Güter. Wird dieser Beitrag in einem für alle prozentuell gleich hohen Aufschlag auf alle Arten der Einkommenssteuer eingehoben, dann kehrt dieses Geld wieder zu Staat zurück, anstatt bei den Vermögensbesitzern zur Versilberung des Mehrwerts zu dienen: In der Form, dass deren Forderungen Verbindlichkeiten des Staates darstellen.

Die mit dem Spending geschaffenen Güter werden dagegen nun das, was Bofinger ganz am Anfang meint, nämlich Vermögen aller.

Ernst Dorfner, E-mail: taxos.ernstdorfner@tele2.at 13.01.05. ?

Über/Vom Keynesianismus

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Ist ja alles ganz nett, aber könnte man das Modell nicht in den Grundzügen vorstellen? Vielleicht mit einem Graphen und Kurvenverschiebungen, um Ursachen und Wirkungen deutlich zu machen? Ich glaub das wäre eigentlich von Interesse, wenn man mal schnell im Netz nach Keynesianismuß sucht und keine Lust hat, sich fünf Bücher aus der Bibliothek auszuleihen!

Mich würde von den Herren Kritikern am Artikel interessieren, was genau "Schrott" ist. Ich fand den Artikel als Laie sehr verständlich geschrieben und weniger ideologisch als viele seiner Vorgänger.

Kaffeefan

Artikelbeschreibung

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Hallo zusammen, auch wenn der Text bemüht ist, möglichst simpel das Prinzip Keynesianismus zu erklären, so hatte ich als Laie gerade relative Probleme das Prinzip wirklich zu verstehen. Ein praktisches Beispiel könnte vielleicht Abhilfe verschaffen, Grüße Sebastian