Als Massensterben (englisch mass mortality) wird ein außergewöhnlicher, drastischer Verlust von Individuen einer oder vieler Populationen einer Art innerhalb kurzer Zeit bezeichnet. Je nach auslösendem Faktor können auch viele Arten bis hin zu ganzen Lebensgemeinschaften betroffen sein.

Unterschied zu Massenaussterben

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Im Unterschied dazu bezeichnet Massenaussterben das Aussterben zahlreicher Arten in einem für die Evolution vergleichsweise kurzen Zeitraum. Ein Massensterben kann mit dem Aussterben der betroffenen Art oder im Extremfall sogar mit einem Massenaussterben einhergehen, dies ist aber nicht die Regel. Beide Begriffe werden gelegentlich auch synonym verwendet.

Ein Massensterben kann aus zahlreichen Gründen auftreten. Dokumentierte Fälle umfassen u. a.:

Massensterben sind ein Zeichen dafür, dass zahlreiche Organismen zur gleichen Zeit ökologischen Bedingungen unterliegen, an die sie nicht angepasst sind. Obwohl sie auch aus natürlichen Gründen auftreten, sind nicht selten menschliche Eingriffe in Lebensräume verantwortlich, die die Lebensbedingungen in kurzer Zeit drastisch verändern können. Die Ursachen für Massensterben sind nicht in jedem Fall leicht und eindeutig feststellbar. Häufig gibt es einen Auslöser (z. B. einen Krankheitserreger) und eine davon verschiedene, zugrunde liegende Ursache (z. B. herabgesetzte Vitalität durch Umweltgifte, Überbevölkerung). Massensterben einer Art können die Ökologie eines Lebensraums vollkommen umgestalten. Zum Beispiel dehnten sich nach dem Massensterben einer Seegurken-Art vor der kalifornischen Küste (aufgrund einer Infektionskrankheit) die Seetangwälder in bisher unbesiedelte Küstenabschnitte aus.[7] Gründe und Effekte können indirekt und dadurch schwer erkennbar sein. Wasserverschmutzung durch Industrie und Landwirtschaft führte zu Massensterben der Seegraswiesen in der Florida Bay.[8] Durch das Seegrassterben ausgelöste Massenvermehrung von Cyanobakterien führten (durch freigesetzte Toxine) zum Absterben zahlreicher Schwämme, die wiederum entscheidender Lebensraum für juvenile Karibik-Langusten Panulirus argus sind. Durch den Rückgang der Langusten ergaben sich schwere wirtschaftliche Schäden für die Fischerei.[9]

Siehe auch

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Literatur

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Einzelnachweise

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  1. C. M. Foggin: Pasteurella sp. associated with fatal septicaemia in six African elephants. In: Nature Communications. 25. Oktober 2023, doi:10.1038/s41467-023-41987-z.
  2. I. Newton (2007): Weather-related mass-mortality events in migrants. Ibis 149: 453–467. doi:10.1111/j.1474-919X.2007.00704.x
  3. Douglas W. Kuehl, Romona Haebler, Charles Potter (1991): Chemical residues in dolphins from the U.S. Atlantic coast including Atlantic bottlenose obtained during the 1987/88 mass mortality. Chemosphere Volume 22, Issue 11: 1071-1084. doi:10.1016/0045-6535(91)90308-Z
  4. J.L Maclean (1989): Indo-Pacific red tides, 1985–1988. Marine Pollution Bulletin Volume 20, Issue 7: 304-310. doi:10.1016/0025-326X(89)90152-5
  5. John J. Christian, Vagn Flyger, David E. Davis (1960): Factors in the mass mortality of a herd of sika deer, Cervus nippon. Chesapeake Science Volume 1, Number 2: 79-95, doi:10.2307/1350924
  6. Stephanie Lahrtz: Giftige, gefrässige Aga-Kröten verursachen in Australien ein Massensterben. In: nzz.ch. 28. Oktober 2023, abgerufen am 2. November 2023.
  7. J.S. Pearse & A.H. Hines (1979): Expansion of a Central California Kelp Forest Following the Mass Mortality of Sea Urchins. In: Marine Biology Volume 51, Number 1: 83-91 doi:10.1007/BF00389034
  8. R. J. Livingston (1987): Historic trends of human impacts on seagrass meadows in Florida. Proceedings of the symposium on subtropical-tropical seagrasses of the southeastern United States; August 12, 1985. Gainesville, Florida. (Hrsg.: Florida Fish and Wildlife Conservation Commission): 139-151.
  9. M. J.Butler IV, J. H. Hunt, W. F. Herrnkind, M. J. Childress, R. Bertelsen, W. C. Sharp, T. R. Matthews, J. M. Field, H. G. Marshall (1995): Cascading disturbances in Florida Bay, USA: cyanobacteria blooms, sponge mortality, and implications for juvenile spiny lobsters Panulirus argus. Marine Ecology Progress, Series 129: 119–125.