Mondfinsternis vom 16./17. April 360 v. Chr.

Mondfinsternis

Die Mondfinsternis vom 16./17. April 360 v. Chr.[1] (-359 nach astronomischer Zeitrechnung) ist in mehreren babylonischen Keilschriftnotizen überliefert, die zu der Gattung der ACT-Texte gehören. Der im julianischen Kalendersystem angegebene 16./17. April 360 v. Chr. entspricht in Umrechnung auf den heutigen gregorianischen Kalender dem 11./12. April 360 v. Chr.[2] Gegenwärtig befinden sich die Keilschrifttafeln BM 35115, BM 35789 und BM 45640 im British Museum zu London.

Verlauf der Mondfinsternis (Quelle:NASA)

Besondere Bedeutung erlangten diese Aufzeichnungen, da in ihnen Bezug auf den achämenidischen König Artaxerxes II. und sein 45. Regierungsjahr genommen wird, in welchem in Ägypten Pharao Tachos auf den Thron gelangte. Die Mondfinsternis konnte in Babylonien und Ägypten in ihrem Anfangsstadium etwa bis zur ersten partiellen Phase direkt beobachtet werden,[3] da sie dort in den frühen Morgenstunden begann.[4] In Nordamerika konnte die Mondfinsternis bereits in den Abendstunden des 16. April verfolgt werden; dort endete sie kurz nach Mitternacht am 17. April.

Erste Übersetzungen

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Der Assyriologe Johann Strassmaier sowie die Astronomen Josef Epping und Franz-Xaver Kugler begannen zuerst mit der Übersetzung des babylonisch-astronomischen Keilschrifttextes.

Die damaligen herausragenden Forschungsleistungen wurden unter anderem von Otto Neugebauer fortgeführt. 1955 erschien das dreibändige Standardwerk Astronomical cuneiform Texts - Babylonian ephemerides of the Seleucid period for the motion of the sun, the moon, and the planets, das bis heute noch immer die Grundlage der babylonischen Astronomiegeschichte bildet.

Babylonische Texte

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Bei dem erwähnten astronomischen Ereignis handelte es sich um eine totale Mondfinsternis, die aufgrund der Angaben im Keilschrifttext genau zu datieren war. Durch Überprüfung mit anderen historischen Finsternissen wurde festgestellt, dass die historischen Datierungen von den zurückgerechneten Werten abweichen. Die entsprechende Zeitdifferenz wird als „ΔT“ bezeichnet.

Unter Berücksichtigung des ΔT[5] begann die Mondfinsternis in Babylonien etwa um 3:35 Uhr des 17. April 360 v. Chr.[1] und erreichte gegen etwa 6:10 Uhr ihr Maximum. In Ägypten war die Mondfinsternis etwas länger beobachtbar.[6] Die genauen Zeiten sind in den babylonischen Keilschrifttafeln aufgrund starker Beschädigungen nicht erhalten geblieben:

„[Artaxerxes II.] 45. Jahr: Erster Monat (Nisannu)[7] Tag 10+[.], […] bis zum Sonnenaufgang […] von […] […].[8]

BM 35115, BM 35789 und BM 45640[4]

Siehe auch

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Literatur

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  • Josef Epping, Johann-Nepomuk Strassmeier: Astronomisches aus Babylon oder das Wissen der Chaldäer über den gestirnten Himmel. Herder, Freiburg 1889, (Stimmen aus Maria-Laach. Ergänzungshefte 44).
  • Franz-Xaver Kugler: Sternkunde und Sterndienst in Babel. Band 1: Entwicklung der babylonischen Planetenkunde von ihren Anfängen bis auf Christus. Nach zumeist ungedruckten Quellen des Britischen Museums. Aschendorff, Münster 1907.
  • Otto Neugebauer: The exact sciences in antiquity. Unabridged, slightly corrected reprint of the 2. edition, Brown University Press, 1957. Dover Publications, New York (NY) 2004, ISBN 0-486-22332-9, (= Dover classics of science and mathematics).
  • Otto Neugebauer (Hrsg.): Astronomical cuneiform Texts. Babylonian ephemerides of the Seleucid period for the motion of the sun, the moon, and the planets. Reprint edition. 3 Bände. Springer, New York (NY) u. a. 1983, ISBN 0-387-90812-9, (= Sources in the history of mathematics and physical sciences. Band 5), (die Originalausgabe erschien: Humphries, London 1955).
  • Abraham J. Sachs: Astronomical Diaries and related Texts from Babylonia. Band 5: Hermann Hunger (Hrsg.): Lunar and Planetary Texts. Including materials by Abraham J. Sachs. With an appendix by John M. Steele (= Österreichische Akademie der Wissenschaften – Philosophisch-Historische Klasse – Denkschriften. Band 299). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2001, ISBN 3-7001-3028-7.
  • Francis Richard Stephenson: Historical Eclipses and Earth’s rotation. Cambridge University Press, Cambridge 1997, ISBN 0-521-46194-4.

Anmerkungen

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  1. a b Datum im proleptisch-julianischen Kalender.
  2. Jean Meeus: Astronomische Algorithmen - Anwendungen für Ephemeris Tool 4,5 -, Barth, Leipzig 2000 für: Ephemeris Tool 4,5 nach Jean Meeus, Umrechnungsprogramm, 2001.
  3. Erster Kontakt bis zur ersten partiellen Phase etwa 57 Minuten; Dauer der ersten partiellen Phase bis zur Totalität etwa 67 Minuten; Dauer der Totalität etwa 62 Minuten; anschließende Dauer der zweiten partiellen Phase 67 Minuten; danach Dauer bis zum letzten Kontakt etwa 57 Minuten.
  4. a b Hermann Hunger: Lunar and Planetary Texts (= Österreichische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-historische Klasse. Band 299). Wien 2001, S. 395.
  5. 3 Stunden und 47 Minuten.
  6. Beginn in Ägypten gegen 3:10 Uhr mittlerer Ortszeit (Memphis/Assuan); Sonnenaufgang in Ägypten gegen 5:30 Uhr mittlerer Ortszeit.
  7. Der 1. Nisannu begann am 5. April 360 v. Chr.
  8. Der Sonnenaufgang erfolgte etwa gegen 5:34 Uhr Ortszeit.