Trans-World-Airlines-Flug 800

Flugunfall

Am 17. Juli 1996 zerbrach eine Boeing 747-100 auf dem Trans-World-Airlines-Flug 800 (Flugnummer: TW800) nach dem Start vom New Yorker John F. Kennedy International Airport infolge einer Kraftstoffexplosion in der Luft und stürzte vor Long Island in den Atlantik. Die Maschine der Trans World Airlines (TWA) sollte einen Linienflug nach Paris absolvieren. Alle 230 Insassen kamen ums Leben.

Trans-World-Airlines-Flug 800

Der aus Wrackteilen rekonstruierte Rumpf

Unfall-Zusammenfassung
Unfallart Strukturversagen
nach Kraftstoffexplosion
Ort Atlantik,
nahe East Moriches, New York, Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Datum 17. Juli 1996
Todesopfer 230
Überlebende 0
Luftfahrzeug
Luftfahrzeugtyp Vereinigte Staaten Boeing 747-131
Betreiber Vereinigte Staaten Trans World Airlines
Kennzeichen N93119
Abflughafen John F. Kennedy International Airport, Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Zielflughafen Flughafen Paris-Charles-de-Gaulle, Frankreich Frankreich
Passagiere 212
Besatzung 18
Listen von Luftfahrt-Zwischenfällen

Flugzeug

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Die Unfallmaschine 1995

Die Boeing 747-131 mit dem Luftfahrzeugkennzeichen N93119 war am 27. Oktober 1971 werksneu von Boeing an Trans World Airlines ausgeliefert worden und wurde seither von ihr betrieben.[1]

Unfallhergang

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Kurz nach dem Start um 20:31 Uhr Ortszeit explodierte der fast leere zentrale Mitteltank der 747, wobei das Flugzeug in der Mitte auseinandergerissen wurde. Der Bug stürzte direkt nach der Explosion ab, der Rest des Rumpfes mit den Tragflächen und den noch laufenden Triebwerken stieg brennend weitere 30 Sekunden steil in die Höhe und stürzte schließlich ebenfalls ins Meer.

Offizielle Absturzursache

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Der Untersuchungsausschuss des NTSB, des FBI und der CIA erklärte, dass der Absturz durch eine Explosion des zentralen Mitteltanks ausgelöst wurde. Zwei Komponenten waren Voraussetzung für diese Explosion:

1. Tanksystem: Im 64.000 Liter fassenden Mitteltank befand sich nur eine geringe Menge (etwa 189 Liter) Kraftstoff (Kerosin vom Typ Jet A). Dieser ist im flüssigen Zustand schwer brennbar, wird aber bei höherer Temperatur oder niedrigem Druck gasförmig und kann dann in Verbindung mit Sauerstoff ein zündfähiges Gemisch bilden. Zudem lag eines der Kabel am Treibstoffsensor durch mechanischen Verschleiß schon längere Zeit frei. Da ein Treibstoffsensor aber nur mit Kleinspannung betrieben wird, stellte dies zunächst kein Problem dar.

2. Klimaanlage: Bei der Boeing 747 befindet sich direkt unter dem zentralen Flügeltank ein Teil der Klimaanlage (Pack Nr. 2) für die Kabine. Da die Maschine mehr als eine Stunde auf dem Rollfeld auf einen fehlenden Passagier wartete, dessen Gepäck schon im Frachtraum war, erhitzte sich der Treibstoff auf ca. 53 °C und damit über seinen Flammpunkt von 38 °C. Durch eine defekte Isolierung im Kabelbaum erreichte eine höhere Spannung aus der Kabinenbeleuchtung den Treibstoffsensor. Dort kam es zu einem Kurzschluss des freiliegenden Kabels mit einem anderen metallischen Bauteil; ein Funke entstand und entzündete die Treibstoffdämpfe.

Andere Darstellungen

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Kurz nach dem Unfall entwickelten sich Spekulationen über einen Raketenabschuss, da Augenzeugen behaupteten, zum Absturzzeitpunkt einen aufsteigenden Lichtschweif gesehen zu haben. Dies wurde vielfach als Rakete interpretiert, die das Flugzeug getroffen habe. Die Möglichkeit einer Bombenexplosion an Bord der Maschine wurde ebenfalls untersucht. Beide Thesen wurden zum Abschluss der Beweisaufnahme im Februar 1997 als nicht stichhaltig bewertet. Nach dem offiziellen Unfallreport haben die Zeugen wahrscheinlich den brennenden und zunächst noch aufsteigenden Hauptteil des Flugzeugs in den Sekunden nach der Explosion des Treibstofftanks gesehen.[4]

Am 23. August 1996 berichtete die New York Times, dass Spuren der Chemikalie PETN, die in Sprengstoffen und Boden-Luft-Raketen verwendet wird, zwischen den Fluggastreihen 17 und 27 gefunden worden seien.[5]

Im Juni 2013 brachten sechs der damaligen Ermittler eine Petition für die Wiederaufnahme des Falles durch das NTSB ein, begründet damit, dass Hinweise und Daten für einen Raketenabschuss nicht beachtet oder bewusst ignoriert worden seien. Durch die Neuauswertung der Radaraufzeichnungen und Augenzeugenberichten lasse sich belegen, dass die Absturzursache die Folge eines Raketenabschusses sei.[6] Am 17. Juli 2013 zeigte eine TV-Dokumentation die von den ehemaligen Ermittlern vorgebrachten neuen Indizien für die Raketenabschuss-Theorie.[7][8]

Mehrere NTSB-Ermittler bekräftigten daraufhin auf einer Pressekonferenz ihre Überzeugung, „dass es weder eine Bombe noch eine Rakete gab.“[9]

Verbesserungen nach dem Unfall

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Obwohl die genaue Stelle des Kurzschlusses nicht mit Sicherheit festgestellt werden konnte, wurden zahlreiche Verbesserungen an diesem und weiteren Flugzeugtypen vom NTSB vorgeschlagen. Dazu zählt unter anderem auch eine Vorrichtung, die den Tank mit Stickstoff füllt, sobald der Kraftstoff verbraucht wird (Inertisierung), um den Sauerstoff zu verdrängen und damit zu vermeiden, dass ein explosionsfähiges Luft-Treibstoff-Gemisch entstehen kann. Die Federal Aviation Administration (FAA) hatte jedoch bereits nach einer angeblichen Explosion des zentralen Flügeltanks beim Philippine-Airlines-Flug 143 im Jahr 1990 den Einbau eines solchen Systems abgelehnt.

Die FAA erteilte insgesamt mehr als 70 neue Richtlinien nach diesem Unfall, die unter anderem auch die Verbesserung der Isolierung der zum Tank verlaufenden Kabelbäume betreffen. Dies soll ebenfalls dazu beitragen, dass keine Kurzschlüsse und keine Funkenbildung im Tanksystem mehr vorkommen können.

Nationalität Passagiere Besatzung gesamt
Algerien  Algerien 9 9
Belgien  Belgien 4 4
Danemark  Dänemark 6 6
Frankreich  Frankreich 42 42
Deutschland  Deutschland 2 2
Irland  Irland 4 4
Israel  Israel 1 1
Italien  Italien 8 1 9
Norwegen  Norwegen 2 2
Spanien  Spanien 1 1
Schweden  Schweden 1 1
Vereinigtes Konigreich  Vereinigtes Königreich 7 7
Vereinigte Staaten  Vereinigte Staaten 125 17 142
gesamt 212 18 230

Unter den Passagieren waren:[10]

Besonderheiten

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Siehe auch

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Commons: Trans-World-Airlines-Flug 800 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Boeing 747-100 mit dem Kennzeichen N93119 in der Datenbank von Airfleets.net, abgerufen am 30. Januar 2011, englisch
  2. National Transportation Safety Board: Aircraft Accident Report: In-flight Breakup Over the Atlantic Ocean Trans World Airlines Flight 800. (PDF; 8,97 MB) In: NTSB AAR-00/03. S. 80, Bild 24, archiviert vom Original am 22. Oktober 2011; abgerufen am 13. Januar 2010.
  3. a b c National Transportation Safety Board: Aircraft Accident Report: In-flight Breakup Over the Atlantic Ocean Trans World Airlines Flight 800. (PDF; 8,97 MB) In: NTSB AAR-00/03. S. 66–88, Bilder 22a–22c, archiviert vom Original am 22. Oktober 2011; abgerufen am 13. Januar 2010.
  4. Don van Natta Jr.: Prime Evidence found that Deviceexploded in Cabin of Flight 800. In: The New York Times. 23. August 1996, abgerufen am 8. Januar 2013 (englisch): „Chemists at the Federal Bureau of Investigation crime laboratory in Washington have found traces of PETN, a chemical in plastic explosives, on a piece of wreckage retrieved from the jet’s passenger cabin between Rows 17 and 27, according to three senior officials deeply involved in the investigation.“
  5. PRIME EVIDENCE FOUND THAT DEVICE EXPLODED IN CABIN OF FLIGHT 800. In: The New York Times. 23. August 1996, abgerufen am 2. März 2016.
  6. a b Was brachte Flug TWA 800 zum Absturz? Tagesschau, 21. Juni 2013, archiviert vom Original am 24. Juni 2013; abgerufen am 27. Juli 2013.
  7. Absturz des Fluges TWA 800: Jumbo soll von Rakete getroffen worden sein. In: Stern.de. 20. Juni 2012, abgerufen am 20. Dezember 2014.
  8. Rätsel um Todesflug 800 – Was geschah damals wirklich? In: Focus. 20. Juni 2013, abgerufen am 27. Juni 2013.
  9. Absturz von TWA-Flug 800: Ermittler verneinen Angriff „von außen“. In: Der Spiegel. 3. Juli 2013, abgerufen am 20. Dezember 2014.
  10. Passenger List: TWA Flight 800. In: The Washington Post. 1996, abgerufen am 20. Dezember 2014 (englisch).
  11. Shira A. Springer: One Last Moment for Michel Breistroff. thecrimson.com, 28. Oktober 1996, abgerufen am 9. Juli 2021 (englisch).
  12. RNA oder DNA? Ein Buchstabe trennte Merck vom grossen Los › higgs. Abgerufen am 23. Juli 2021 (deutsch).
  13. Ben Burnstein: Town still mourns 10 years after TWA 800. CNN, 17. Juli 2006, abgerufen am 20. Dezember 2014 (englisch).

Koordinaten: 40° 39′ 0″ N, 72° 37′ 59″ W