Boris Kuschnir

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Boris Kuschnir (ukrainisch Борис Ісакович Кушнір Borys Issakowytsch Kuschnir, wiss. Transliteration Borys Isakovyč Kušnir; * 28. Oktober 1948 in Kiew, Ukrainische SSR) ist ein ukrainisch-österreichischer Violinist.

Boris Kuschnir wurde 1948 in Kiew in eine Musikerfamilie geboren, studierte am staatlichen Moskauer P.-I.-Tschaikowski-Konservatorium Geige bei Boris Belenkij und Kammermusik bei Valentin Berlinskij (Borodin-Quartett).

Nachhaltigen Einfluss auf seine künstlerische Entwicklung hatten seine wiederholten Begegnungen mit Dmitrij Schostakowitsch und David Oistrach, der ihn auch unterrichtete. Seine Karriere begann 1969, als er einer von drei Gewinnern beim Allunionswettbewerb in Leningrad war und im Finale das Beethoven-Violinkonzert mit den Leningrader Philharmonikern unter der Leitung von Yuri Temirkanov, spielte.

In der Folge gewann er zahlreiche Preise bei internationalen Geigen- und Kammermusikwettbewerben (Paris, Belgrad, Sion, Trapani, Bratislava, Florenz, Triest, Gorizia, Hamburg, Vercelli). 1970 gründete er das Moskauer Streichquartett und war bis 1979 dessen ständiges Mitglied. Als gebürtiger Jude konnte er 1980 einen Ausreiseantrag aus der Sowjetunion stellen. Ein Jahr später emigrierte er nach Wien.[1] Seit 1981 lebt er in Österreich, erhielt 1982 die österreichische Staatsbürgerschaft, war bis 1983 erster Konzertmeister des Bruckner Orchester Linz, ist seit 1984 Professor am Konservatorium Wien Privatuniversität und seit 1999 ordentlicher Professor an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz.

Seine pädagogische Tätigkeit fand internationale Anerkennung im Zusammenhang mit der künstlerischen Laufbahn seiner Schüler Julian Rachlin (1. Preis internationaler Eurovisionswettbewerb, Amsterdam 1988), Nikolaj Znaider (1. Preis Königin Elizabeth Wettbewerb, Brüssel 1997), Sergey Dogadin (1. Preis Internationaler Joseph Joachim Violin Wettbewerb, Hannover 2015 und Grand Prix beim Internationalen Yuri Yankelevich Violin Wettbewerb in Omsk, Russland 2013), Pavel Milyukov (3. Preis beim Internationalen Tchaikovsky Wettbewerb in Moskau, 2015, 1. Preis Aram Khachaturian International Competition, 2012, 2. Preis Seoul International Music Competition, 2012), Lidia Baich (1. Preis internationaler Eurovisionswettbewerb, Wien 1998), Dalibor Karvay (1. Preis internationaler Eurovisionswettbewerb, Berlin 2002; 1. Preis Internationaler Tibor Varga Wettbewerb, Schweiz 2003; 1. Preis internationaler David Oistrach Violinwettbewerb, Moskau 2008), Alexandra Soumm (1. Preis internationaler Eurovisionswettbewerb, Luzern 2004), Lorenzo Gatto (2. Preis Königin Elizabeth Wettbewerb, Brüssel 2009), Eugene Chepovetsky (2. Preis internationaler David Oistrakh Wettbewerb, Moskau 2008 und 3. Preis Louis Spohr Wettbewerb, Weimar 2013), Yuuki Wong (2. Preis Michael Hill Wettbewerb, Neuseeland 2007), Julia Turnovsky (3. Preis internationaler David Oistrach Violinwettbewerb, Moskau 2008). Er hat während seiner Lehrtätigkeit mehr als 40 Preisträger von nationalen und internationalen Wettbewerben hervorgebracht. Darüber hinaus unterrichtete er mehr als 40 Preisträger nationaler und internationaler Musikwettbewerbe. Einigen seiner Schüler wurden Professuren an Universitäten verliehen, sie spielen in zahlreichen Kammerensembles und Orchestern weltweit. Sechs seiner Studenten sind heute Mitglieder der Wiener Philharmoniker; einer seiner bedeutendsten Schüler (1989–1998) ist Aleksey Igudesman.

Daneben war er immer wieder als Dozent von Meisterklassen sowie als Jurymitglied internationaler Wettbewerbe u. a. Königin Elizabeth Wettbewerb in Brüssel, Tschaikovsky Wettbewerb in Moskau, Internationaler Violinwettbewerb in Indianapolis, Niccolò Paganini-Wettbewerb in Genua, Jacques Thibaud Wettbewerb in Paris, Joseph Joachim Wettbewerb in Hannover, Tibor Varga Wettbewerb in der Schweiz, Michael Hill Wettbewerb in Neuseeland, Eurovisionswettbewerb, David Oistrach Wettbewerb in Moskau, Pablo de Sarasate Wettbewerb in Pamplona, George Enescu Wettbewerb in Bukarest, Seoul International Music Competition, Violin Masters in Monte Carlo, ARD Musikwettbewerb in München, Louis Spohr Wettbewerb in Weimar, Andrea Postacchini International Violin Competition in Fermo, Aram Khachaturian International Competition in Jerewan, Yankelevitch International Violin Competition in Omsk und beim internationalen Kammermusikwettbewerb in Melbourne tätig.

1984 gründete er mit dem Pianisten Claus-Christian Schuster und dem Cellisten Martin Hornstein das international mit vielen Auszeichnungen anerkannte Wiener Schubert Trio (u. a. 1. Preis beim Internationalen Kammermusikwettbewerb Sergio Lorenzi in Triest 1985, bei dem Sandor Vegh Jurypräsident war, Mozart-Interpretationspreis 1988, Preis der Ernst-von-Siemens-Stiftung 1990 etc.). Boris Kuschnir spielte als Solist und Kammermusiker in den wichtigsten Musikzentren der Welt: Musikverein (Wien), Teatro alla Scala (Milano), La Fenice (Venedig), Concertgebouw (Amsterdam), Berliner Philharmonie, Wigmore Hall (London), Théâtre des Champs-Elyssès (Paris), Saal des Tschaikovsky-Konservatoriums (Moskau), Ishibashi Memorial Hall (Tokio) und bei großen internationalen Festivals wie Salzburger Festspiele, Gidon Kremers Lockenhaus-Festival, Wiener Festwochen, Besançon (Washington), Spoleto (Neapel), Stresa, Bregenzer Festspiele, Festspiele Mecklenburg-Vorpommern, Swiatoslaw-Richter-Winterfestival (Moskau), Julian Rachlin & Friends (Dubrovnik), Verbier-Festival (Schweiz). Seine kammermusikalischen Partner waren Persönlichkeiten wie L. Leonskaja, B. Berezovsky, L. O. Andsnes, J.-Y. Thibaudet, I. Golan, E. Bashkirova, J. Rachlin, N. Znaider, Maxim Vengerov, D. Sitkovetsky, R. Capucon, D. Garrett, J. Bashmet, G. Caussé, N. Imai, L. Power, V. Hagen, D. Carpenter, A. Tamestit, M. Maisky, B. Pergamenschikow, S. Isserlis, G. Capucon, S. Gabetta, G. Hoffmann, J.-G. Queyras, H. Beyerle, T. Kakuska und V. Erben (Alban-Berg-Quartett). Er produzierte als Solist und als Kammermusiker zahlreiche Schallplattenaufnahmen, von denen die Gesamteinspielung der Mozartschen Klaviertrios, die von EMI anlässlich des Mozartjahres 1991 veröffentlicht wurden, besonders herausragt.

1993 gründete er das Wiener Brahms Trio, welches sein Debüt bei Gidon Kremers Kammermusikfestival in Lockenhaus gab. 1996 gewann das Trio den ersten Preis beim 9. Internationalen Kammermusikwettbewerb in Illzach (Elsass, Frankreich). 1999 erschien vom Wiener Brahms Trio die Gesamtaufnahme der Schumannschen Werke für Klaviertrio auf 2 CDs bei NAXOS.

Im Jahr 1999 verlieh der Österreichische Bundespräsident Thomas Klestil den Berufstitel Professor an Boris Kuschnir.

Im Jahre 2002 war Boris Kuschnir Mitbegründer des Kopelman Quartetts, mit dem er seither in der ganzen Welt konzertiert.

Im Jahr 2008 verlieh der österreichische Bundespräsident Heinz Fischer das Große Silberne Ehrenzeichen für die Verdienste um die Republik Österreich an Boris Kuschnir, im Jahre 2013 dann das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse.

Im Dezember 2014 verlieh der Präsident des Chinesischen Central Conservatory of Music in Peking Boris Kuschnir die Ehrenprofessur.

1991 wurde Boris Kuschnir in Anerkennung seiner künstlerischen Leistungen eine von der Oesterreichischen Nationalbank erworbene Stradivari zum Gebrauch überlassen.

Einzelnachweise

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  1. Vgl. Interview von Nikolaj Znaider mit Boris Kuschnir, in: The Strad, September 2008, S. 36–40.
  2. Großes Ehrenzeichen des Landes Steiermark: Liste aller Geehrten. Abgerufen am 19. November 2018.
  3. Große Ehrenzeichen des Landes und Ehrenzeichen für Wissenschaft, Forschung und Kunst verliehen. Artikel vom 14. November 2018, abgerufen am 19. November 2018.
  4. Überreichung des Silbernen Ehrenzeichens für Verdienste um das Land Wien an Boris Kuschnir. In: ots.at. 25. Oktober 2023, abgerufen am 25. Oktober 2023.