Kelch (Gefäß)

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Kelch, Schlesien (1700–1710)

Der Kelch (von griech.-lat. calix: Becher) ist ein deckel- und henkelloses Gefäß, bestehend aus Cuppa (Schale), Nodus (Knauf), Stilus (Schaft) und Pes (Fuß).

Die Bezeichnung wird im gegenwärtigen Sprachgebrauch überwiegend auf den in der Liturgie gebrauchten Kelch angewendet. Für andere Bedeutungen wird das Wort, wenn es nicht poetisch benutzt wird (auch im übertragenen Sinne für Schicksal, göttliche Prüfung),[1] besser in Zusammensetzungen verwendet (Kelchglas, Kelchform, Blütenkelch). Vom Pokal unterscheidet sich der Kelch durch seine zeremonielle Funktion, vom Becher durch den hohen Fuß und vom Ziborium (Speisekelch) durch den Deckel und seine andere liturgische Bestimmung. Historisch sind Kelch und Pokal mit der Trinkschale (Kylix) der griechischen Antike verwandt.

Der Kelch des Schicksals: Segen – Glück – Unglück – Strafe

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Seit der frühen Antike ist der besondere Becher, der Kelch, auch symbolisch und in Riten anzutreffen. Ein goldener oder mit Gold gefüllter Kelch kann als Siegespreis, Tribut oder Festgeschenk gereicht werden. Der Schierlingsbecher ist aber auch Hinrichtungsmethode und so kann der Kelch auch ein Sinnbild für Strafe und tödliches Schicksal werden. Entsprechend ist auch schon vom Ende des 3. Jahrtausends von den Babyloniern belegt, dass aus den Bewegungen des in einen Kelch gegossenen Öls das Schicksal ermittelt wird (Mantik)[2]. Im Gestus des Zuprosten mit einem Trinkspruch zugunsten eines Menschen hat sich die Verbindung von Schicksal und Kelch erhalten[3].

In der Hebräischen Bibel und im Neuen Testament taucht der Kelch vielfach auf. Häufig als Gerichtssymbol (Taumelbecher). Für Jesus steht „der Becher“ – (Mt 20,22 EU) par im Dialog mit den Zebedäussöhnen, (Lk 22,42 EU) u.ö. im Angesichts des Kreuzes – sinnbildlich für das Schicksal, das er und die, die ihm nachfolgen wollen, auf sich nehmen („trinken“) müssen[4].

Bekannte Kelche

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  • Joseph Braun: Das christliche Altargerät in seinem Sein und in seiner Entwicklung. Hueber, München 1932, S. 17–169; uni-heidelberg.de (Nachdruck: Olms, Hildesheim u. a. 1973, ISBN 3-487-04890-6).
  • Viktor H. Elbern: Der eucharistische Kelch im Mittelalter. In: Zeitschrift des Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft. 17, 1963, S. 1–76, 117–188, ISSN 0044-2135; auch selbständig: Deutscher Verein für Kunstwissenschaft, Berlin 1964, mgh-bibliothek.de (PDF; 70,5 MB).
  • Johann Michael Fritz: Das evangelische Abendmahlsgerät in Deutschland. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2004, ISBN 3-374-02200-6.

Einzelnachweise

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  1. Kelch, m. calix. – Abschnitt: 2). In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 11: K – (V). S. Hirzel, Leipzig 1873, Sp. 505–507 (woerterbuchnetz.de).
  2. A. van den Born: Becher in: Herbert Haag (Hg): Bibel-Lexikon, Benzinger, Einsiedeln/Zürich/Köln 2. Aufl. 1968, S. 177
  3. Theodor Klauser: Becher in Reallexikon für Antike und Christentum Bd. II, Hiersemann Verlag, Stuttgart 1954, Sp. 42–50
  4. Michael Wolter: Das Lukasevangelium (= HNT 5). Tübingen 2008, S. 722, ISBN 978-3-16-149525-0